Brüssel . Terrorgefahr in Brüssel ist nicht gebannt, höchste Warnstufe wurde erneut verlängert. Die Polizei konnte einen Verdächtigen festnehmen.

Unter dem Druck drohender Terroranschläge bleibt das öffentliche Leben in Belgiens Hauptstadt vorerst weitgehend gelähmt. Die höchste Warnstufe für Brüssel wurde am Montagabend erneut verlängert, nach und nach sollen öffentliche Einrichtungen aber wieder öffnen. Die Suche der Ermittler nach dem Terrorverdächtigen Salah Abdeslam (26), Bruder eines der Selbstmordattentäter von Paris, blieb zunächst weiter ohne Erfolg.

Polizei veröffentlich Foto von Selbstmordattentäter

Die maximale Warnstufe in Brüssel soll bis Montag nächster Woche gelten, allerdings sollen Schulen und die U-Bahn bereits von Mittwoch an wieder öffnen, teilte Premierminister Charles Michel nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates mit. „Die Situation bleibt unverändert“, sagte Michel. Es bestehe immer noch eine „ernste und unmittelbare Bedrohung“.

So zeigt sich Paris nach dem Terror

Trauer vor dem Restaurant Le Carillon: Dort hatten Terroristen bei den Angriffen am Freitagabend in Paris mehrere Menschen erschossen.
Trauer vor dem Restaurant Le Carillon: Dort hatten Terroristen bei den Angriffen am Freitagabend in Paris mehrere Menschen erschossen. © dpa | Etienne Laurent
Einen Teppich aus Blumen, Briefen und Kerzen haben die Menschen in Paris um das Gebäude gelegt.
Einen Teppich aus Blumen, Briefen und Kerzen haben die Menschen in Paris um das Gebäude gelegt. © REUTERS | JACKY NAEGELEN
Vor dem Gebäude sammelten sich auch am Sonntag Trauernde.
Vor dem Gebäude sammelten sich auch am Sonntag Trauernde. © dpa | Etienne Laurent
Dieser Mann betete vor dem Restaurant für die Opfer der Terror-Attacken.
Dieser Mann betete vor dem Restaurant für die Opfer der Terror-Attacken. © REUTERS | JACKY NAEGELEN
Frankreichs Präsident François Hollande hat noch am Freitagabend den Ausnahmezustand über das Land verhängt. Eigentlich herrscht damit ein Versammlungsverbot.
Frankreichs Präsident François Hollande hat noch am Freitagabend den Ausnahmezustand über das Land verhängt. Eigentlich herrscht damit ein Versammlungsverbot. © Getty Images | Jeff J Mitchell
Dennoch trafen etwa auf dem Platz der Republik in Paris Tausende Menschen zusammen, um der Opfer der Attacken zu gedenken und ein Zeichen gegen den Terror zu setzen.
Dennoch trafen etwa auf dem Platz der Republik in Paris Tausende Menschen zusammen, um der Opfer der Attacken zu gedenken und ein Zeichen gegen den Terror zu setzen. © Getty Images | Jeff J Mitchell
Die Versammelten sangen gemeinsam.
Die Versammelten sangen gemeinsam. © Jeff J Mitchell
Präsident Hollande hat nach den Terror-Angriffen drei Tage nationaler Trauer ausgerufen.
Präsident Hollande hat nach den Terror-Angriffen drei Tage nationaler Trauer ausgerufen. © Getty Images | Jeff J Mitchell
Schweigeminute auf dem Platz der Republik: Für Montagmittag, 12 Uhr, ist eine europaweite Schweigeminute geplant.
Schweigeminute auf dem Platz der Republik: Für Montagmittag, 12 Uhr, ist eine europaweite Schweigeminute geplant. © Getty Images | Jeff J Mitchell
Viele Menschen hatten Worte...
Viele Menschen hatten Worte... © Getty Images | Jeff J Mitchell
...des Gedenkens auf den Platz geschrieben.
...des Gedenkens auf den Platz geschrieben. © Getty Images | Jeff J Mitchell
Besucher ordneten Kerzen so an, dass sie dem Peace-Zeichen mit Eiffelturm ähnelten: Die Zeichnung hatte sich in der Nacht zu Samstag als Reaktion auf den Terror in den sozialen Medien verbreitet.
Besucher ordneten Kerzen so an, dass sie dem Peace-Zeichen mit Eiffelturm ähnelten: Die Zeichnung hatte sich in der Nacht zu Samstag als Reaktion auf den Terror in den sozialen Medien verbreitet. © dpa | Malte Christians
Am Abend versammelten sich Tausende vor der Kathedrale Notre Dame. In der Kirche wurde ein Gottesdienst für die Opfer des Terrors gefeiert.
Am Abend versammelten sich Tausende vor der Kathedrale Notre Dame. In der Kirche wurde ein Gottesdienst für die Opfer des Terrors gefeiert. © Getty Images | David Ramos
Der Erzbischof von Paris, André Vingt-Trois, hielt die Messe,...
Der Erzbischof von Paris, André Vingt-Trois, hielt die Messe,... © REUTERS | POOL
...während draußen Soldaten patrouillierten.
...während draußen Soldaten patrouillierten. © Getty Images | Pascal Le Segretain
Längst nicht alle Trauernden passten in das Gotteshaus, viele beteten vor dem Gotteshaus.
Längst nicht alle Trauernden passten in das Gotteshaus, viele beteten vor dem Gotteshaus. © REUTERS | GONZALO FUENTES
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Abendblatt.de hält Sie über die aktuellen Ereignisse auf dem Laufenden:

22.30 Uhr: Zehn Tage nach den Terroranschlägen ist in einem Vorort von Paris ein weggeworfener Sprengstoffgürtel entdeckt worden. Wie die Staatsanwaltschaft am Montagabend bestätigte, lag der Gürtel in einem Mülleimer der Gemeinde Montrouge. Dort in der Nähe - in Châtillon - war am Abend der Anschläge von Paris das Mobiltelefon des international gesuchten Terrorverdächtigen Salah Abdeslam geortet worden. Er ist der Bruder eines der Selbstmordattentäter von Paris.

Nach Informationen des französischen Nachrichtensenders BFMTV ähnelt der jetzt gefundene Sprengstoffgürtel denjenigen, mit denen sich am 13. November in Paris sechs Attentäter in die Luft gesprengt hatten. Der Gürtel habe neben Sprengstoff auch Metallteile enthalten.

19.26 Uhr: Belgien hat die höchste Terrorwarnstufe für die Hauptstadt Brüssel erneut verlängert. Das teilte Premierminister Charles Michel nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates mit.

19.07 Uhr: In Belgien hat die Polizei einen vierten Terrorverdächtigen gefasst, der bei den Anschlägen von Paris eine Rolle gespielt haben soll. Gegen den Mann wurde Haftbefehl erlassen.

17.18 Uhr: Angesichts der Terrorbedrohung plädiert Belgiens Bildungsministerin Joëlle Milquet für Sicherheitsräume in den Brüsseler Schulen. Dorthin könnten sich Lehrer und Schüler im Fall einer Bedrohung zurückziehen.

15.45 Uhr: In Brüssel hat der nationale Sicherheitsrat über die Verlängerung oder Aufhebung der höchsten Terrorwarnstufe beraten. Vertreter der Regierung, Polizei und Sicherheitskräfte bewerteten dabei die aktuelle Lage neu. Grundlage für ihre Entscheidung ist eine Empfehlung des nationalen Krisenzentrums Belgiens, das am Mittag getagt hatte. Nach der Sitzung, die um 15.30 Uhr begonnen hatte, will die Regierung die Bevölkerung informieren.

13:20 Uhr: Bei der Fahndung nach mutmaßlichen Terroristen hat die belgische Polizei fünf weitere Verdächtige gefasst. Sie würden nun ebenso wie die 16 am Sonntagabend bei einem Großeinsatz Festgenommenen von der Polizei verhört, teilte die Staatsanwaltschaft in Brüssel am Montag mit.

12:03 Uhr: Die belgische Polizei hatte während ihres Anti-Terror-Einsatzes um Zurückhaltung in den sozialen Netzwerken gebeten - und die Bürger reagierten auf ganz besondere Weise. Unter dem Hashtag #BrusselsLockdown wurden am Sonntagabend beim Kurznachrichtendienst Twitter unzählige Katzenbilder in allen erdenklichen Formen veröffentlicht.

Statt ernster Tweets verbreiteten sich innerhalb kurzer Zeit Fotos, Videos, Comics und Kollagen von Katzen mit Sonnenbrillen, Bierflaschen, Pistolen, Gurkenmasken oder Sturmhauben. Die kreative und humorvolle Art der Belgier stieß im Netz auf Lob und Anerkennung.

Um möglichen Terroristen keine Informationen zu dem großangelegten Polizeieinsatz zu geben, waren die Internetnutzer aufgefordert worden, keine Details in den sozialen Netzwerken zu veröffentlichen. Das belgische Krisenzentrum bedankte sich in der Nacht zum Montag auf Twitter bei den Journalisten und Bürgern für ihre Kooperation.

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11:40 Uhr: Der Hauptverdächtige für die Pariser Anschlagsserie ist weiter auf der Flucht. Der 26-jährige Salah Abdeslam sei nicht unter den 16 Verdächtigen, die bei den Durchsuchungsaktionen festgenommen wurden, erklärte die belgische Staatsanwaltschaft am Montag. Brüssel befindet sich den dritten Tag in Folge im Alarmzustand.

Mehrere belgische Medien berichteten ohne Quellenangabe, Abdeslam sei in einem Auto in der Nähe von Lüttich gesehen worden und Richtung Deutschland unterwegs. Die deutschen Sicherheitskräfte im Grenzgebiet zu Belgien haben seit den Anschlägen von Paris ihre Wachsamkeit erhöht.

11:30 Uhr: Viele Berliner haben sich in der Woche nach den Terroranschlägen in Paris nervös gezeigt und deutlich häufiger als sonst die Polizei alarmiert. „Die Bevölkerung ist nach wie vor beunruhigt“, sagte Polizeipräsident Klaus Kandt am Montag im Innenausschuss. Es sei eine ganze Reihe von Hinweisen auf verdächtige Gegenstände oder vermeintlich gefährliche Personen eingegangen. Am Wochenende habe es zum Beispiel eine Alarmierung wegen Autos mit belgischen Kennzeichen gegeben. Auch das habe sich aber als harmlos herausgestellt.

Um diese ganzen Hinweise gezielt und gründlich abzuarbeiten, hat die Polizei laut Kandt Ende der vergangenen Woche ein extra Team zusammengestellt. Angesiedelt ist es beim Staatsschutz der Polizei, der für politisch motivierte Taten zuständig ist.

09:50 Uhr: Frankreichs Präsident François Hollande und der britische Premierminister David Cameron haben vor dem Konzertsaal „Bataclan“ der Opfer der Pariser Terrorattacken gedacht. Die beiden Politiker besuchten den Anschlagsort am Montagmorgen, wie auf Camerons Twitter-Account mitgeteilt wurde. Anschließend begaben sie sich für ein Gespräch in den Élyséepalast.

Das Treffen war für Hollande der Auftakt zu einer Woche intensiver diplomatischer Bemühungen. Der Staatschef will nach den verheerenden Anschlägen mit 130 Toten eine breite internationale Koalition gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) schmieden. Dazu besucht der Franzose am Dienstag auch US-Präsident Barack Obama und am Donnerstag den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

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08:39 Uhr: Auch nach der Festnahme von 16 Verdächtigen geht in Brüssel die Jagd nach mutmaßlichen Terroristen weiter. „Die Operation ist noch nicht beendet, sie muss weitergehen“, sagte der belgische Innenminister Jan Jambon am Montag dem Sender VRT. Der meistgesuchte Top-Verdächtige ist Salah Abdeslam (26), der sich in Brüssel aufhalten soll.

06:26 Uhr: Frankreichs Präsident François Hollande beginnt am Montag Gespräche mit international führenden Politikern über Konsequenzen aus den Terroranschlägen, für die die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Verantwortung übernommen hat. Dazu empfängt der Staatschef zunächst den britischen Premierminister David Cameron im Élyséepalast. Cameron will in dieser Woche einen Plan zum Kampf gegen die IS vorlegen und britische Luftangriffe auf IS-Stellungen in Syrien ausweiten.

06:15 Uhr: Der Kampf gegen den islamistischen Terrorismus wird die Welt nach Ansicht von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier zusammenrücken lassen. „Der islamistische Terrorismus - und allen voran ISIS - ist eine Bedrohung für die Staatengemeinschaft als Ganzes“, sagte der SPD-Politiker. „Mein fester Eindruck ist, dass die internationale Gemeinschaft über alle Religionen und weltanschaulichen Grenzen hinweg jetzt verstanden hat, um was es geht.“

Steinmeier verwies auf die einstimmig verabschiedete Resolution des UN-Sicherheitsrats gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS oder auch ISIS), mit der die Vereinten Nationen ein klares Zeichen gesetzt hätten. „Wir werden uns dem von ISIS der Welt erklärten Krieg gemeinsam mit voller Kraft zur Wehr setzen.“ Mit Zuversicht, Beharrlichkeit und Entschlossenheit werde es gelingen, den IS zu besiegen.