Bamako. Sicherheitskräfte beenden die Geiselnahme in einem Luxushotel in Mali. Mindestens 27 Menschen wurden bei dem Drama in Bamako getötet.

Blutiges Ende einer mehrstündigen Geiselnahme im westafrikanischen Mali: Bei einem Terrorangriff von Islamisten auf ein Luxushotel in der Hauptstadt Bamako sind am Freitag nach UN-Angaben mindestens 27 Menschen getötet worden. Während die Geiselnahme nach der Stürmung des Hotels für beendet erklärt wurde, war bis zum späten Abend unklar, ob sich dort noch weitere Attentäter verschanzten. Zu dem Anschlag bekannten sich Berichten zufolge zwei mit dem Terrornetz Al-Kaida verbundene Islamistengruppen. Frankreichs Regierung vermutet den Extremisten Mokhtar Belmokhtar hinter dem Terrorangriff.

Wie viele Tote es gibt, war zunächst unklar. Nachdem zunächst von mindestens drei Toten die Rede war, berichtete ein UN-Vertreter, UN-Soldaten hätten rund 27 Leichen gesehen. Örtliche Medien sprachen von 18 Toten. Die Regierung bestätigte zunächst drei Opfer. Die Sicherheitskräfte durchkämmten das Gebäude.

Vier Deutsche Hotelbewohner bleiben unversehrt

Zuvor hatten Einsatzkräfte 87 von 170 Geiseln in Sicherheit gebracht. Das bestätigte ein Beamter des Innenministeriums in Mali. Nach neuesten Angaben hielten sich zu Beginn der Geiselnahme vier Bundesbürger im Radisson-Blu-Hotel auf, teilte Außenminister Frank-Walter Steinmeier am Freitag während seiner Afrika-Reise in Sambia mit. „Nach allem, was wir wissen, sind unter den Toten keine Deutsche“, sagte er. Alle vier hätten das Hotel unversehrt verlassen können.

Die Fluggesellschaft Air France meldete auf Twitter, dass zwölf ihrer Mitarbeiter gerettet und in Sicherheit gebracht worden seien. Auch nach dem islamistischen Terrorangriff auf das Hotel hält Steinmeier an den Plänen fest, Deutschlands militärisches Engagement in dem westafrikanischen Land auszuweiten.

Bewaffnete Geiselnehmer haben Luxushotel angegriffen

Eine Gruppe Bewaffneter hatte am Freitag ein bei Ausländern beliebtes Luxushotel angegriffen und Hotelgäste und Mitarbeiter als Geiseln genommen. Die Polizei hatte das Gebäude gestürmt.

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Die mauretanische Nachrichtenseite Al-Akhbar berichtete, verantwortlich seien die Terrorgruppen Al-Murabitun und Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQIM). In der Erklärung heißt es demnach, Bedingung für die Freilassung der Geiseln Luxushotel sei die Befreiung von Glaubenskämpfern aus Gefängnissen in Bamako.

Nach Angaben des französischen Verteidigungsministeriums waren seit dem frühen Nachmittag französische Spezialeinheiten vor Ort. Ein Polizeisprecher hatte zuvor angekündigt, dass Frankreich Spezialkräfte der Polizei nach Mali entsenden werde, die im Anti-Terror-Kampf ausgebildet seien.

Hollande bietet Mali Unterstützung an

Auch Frankreichs Präsident François Hollande hatte Mali nach der Geiselnahme Hilfe angeboten. Er habe Präsident Ibrahim Keita gesagt, dass Frankreich bereit sei, den Kräften Malis die „notwendige Unterstützung“ zu geben, sagte Hollande am Freitag in Paris. „Wir müssen einmal mehr standhaft bleiben und unsere Solidarität mit einem befreundeten Land zeigen“, sagte der Staatschef. Er rief Franzosen in Mali auf, sofort Kontakt zur französischen Botschaft aufzunehmen.

Chinesische Touristen unter den Geiseln

In dem bei Geschäftsleuten und Diplomaten beliebten Hotel mit 190 Zimmern befanden sich auch türkische, indische, chinesische, französische und belgische Staatsbürger. Unter den Geiseln in dem Hotel seien etwa mehrere chinesische Touristen gewesen, meldete die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Die Angreifer hätten gefeuert und „Allahu akbar“ (Gott ist groß) gerufen. Nach Angaben von Insidern hätten sie zuvor einige Geiseln freigelassen. Es seien diejenigen freigekommen, die Verse aus dem Koran rezitieren konnten, hieß es am Freitag in Sicherheitskreisen.

Geiselnehmer haben sich verbarrikadiert

Die Angreifer hatten sich demnach in ein oberes Stockwerk zurückgezogen und zahlreiche Geiseln in ihrer Gewalt gehalten. Es waren Schüsse zu hören gewesen. Sicherheitskräfte hatten das Hotel weiträumig abgeriegelt. Das Hotel liegt westlich des Stadtzentrums in einem Viertel, in dem sich auch mehrere Ministerien sowie die Wohnorte von Diplomaten befinden.

Deutsche Soldaten, die sich im Rahmen eines Ausbildungseinsatzes in Mali aufhalten, waren nach Angaben der Bundeswehr nach derzeitiger Kenntnis nicht betroffen. Zu weiteren deutschen Bürgern im Land war vom Auswärtigen Amt zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Die US-Botschaft bestätigte den Angriff und forderte über Twitter die US-Bürger auf, in Deckung zu gehen.

Französische Armee griff in Bürgerkrieg in Mali ein

Islamistische Kämpfer hatten den Norden Malis Anfang 2012 erobert, wurden aber ein Jahr später von der französischen Armee zurückgedrängt. Eine Blauhelmtruppe wurde aufgestellt. Seither kommt es immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen. Erst im August waren zwölf Menschen bei einer Geiselnahme in einem von den Vereinten Nationen (UN) genutzten Hotel in Zentralmali ums Leben gekommen. Im März hatte sich eine Islamistengruppe zu einem Anschlag auf ein bei Ausländern beliebtes Restaurant in Bamako bekannt, bei dem fünf Menschen starben.

„Nach jetzigem Kenntnisstand sind keine deutschen Soldaten betroffen“, sagte eine Sprecherin des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam. Derzeit sind rund 200 Bundeswehr-Soldaten als Teil einer europäischen Ausbildungsmission und zehn weitere im Rahmen der UN-Stabilisierungseinsatzes Minusma in Mali. Der kleinere Teil von ihnen tut in der Hauptstadt Bamako Dienst.

Auch Bundeswehr ist in Mali vertreten

Die deutsche Beteiligung am gefährlicheren Minusma-Einsatz soll demnächst deutlich ausgeweitet werden. Das Kabinett will darüber im Dezember oder Januar entscheiden. Der Schritt ist seit längerem geplant und keine Folge der Anschläge von Paris und des folgenden Hilfsersuchens Frankreichs.

Frankreich führt seit 2013 gemeinsam mit malischen Truppen den Kampfeinsatz gegen Islamisten, die weite Landesteile erobert hatten. (rtr/dpa)