Tel Aviv. Wieder Gewalt, wieder Tote: Nach der neuen Serie palästinensischer Anschläge wächst weltweit die Besorgnis über die Lage in Israel.

Die Welle der Gewalttaten im heiligen Land hält an: Fünf Menschen sind bei Anschlägen von Palästinensern in Tel Aviv und im Westjordanland getötet worden.

In Tel Aviv erstach am Donnerstag ein Angreifer in einem Bürogebäude zwei Israelis und verletzte einen weiteren mit einem Messer. Wenig später eröffneten Palästinenser südlich von Bethlehem das Feuer auf Israelis und rammten danach eine Gruppe mit ihrem Auto. Dabei starben drei Menschen: ein Israeli, ein US-Tourist und ein Palästinenser. Weitere Menschen wurden verletzt, alle Angreifer gefasst.

Für Israel der blutigste Tag seit langem

Für Israel war es der blutigste Tag seit mehr als einem Monat. Seit Beginn der Welle palästinensischer Anschläge Anfang Oktober wurden nunmehr 16 Israelis, ein US-Bürger sowie ein Mann aus Eritrea getötet. Etwa 90 Palästinenser kamen nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums ums Leben – die meisten von ihnen waren Angreifer, die von Sicherheitskräften oder Zivilisten erschossen wurden.

Als ein Auslöser der Gewaltwelle gilt ein Streit um Besuchs- und Gebetsrechte auf dem Tempelberg in Jerusalem, der Muslimen und Juden heilig ist.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon mahnte: „Es ist nun unerlässlich, Ruhe wiederherzustellen.“ Ban rief alle politischen und geistlichen Anführer auf, sich von der Gewalt zu distanzieren.

Hamas feiert „heroische“ Bluttat

Die im Gazastreifen herrschende palästinensische Hamas begrüßte den Anschlag in Tel Aviv als „heroisch“. Israelische Medien berichteten, der Angreifer habe vor einem jüdischen Gebetsraum im Panorama-Gebäude im Süden der Stadt auf Menschen eingestochen. Nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Maan stammte der Täter aus Hebron.

„Wir hatten gerade angefangen zu beten, da kam ein blutüberströmter Mann in die Synagoge gelaufen und brach zusammen“, erzählte ein Augenzeuge. „Wir sahen einen Terroristen mit einem riesigen Messer, der in den Gebetsraum eindringen wollte, aber wir konnten gerade noch die Tür blockieren.“

Auch Berlin kritisiert Pläne für Siedlungsbau

Ein Hintergrund der anhaltenden Gewalt sind vermutlich Pläne der israelischen Regierung, im Nordosten Jerusalems Hunderte neue Wohnungen für israelische Siedler errichten zu lassen. Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte den Verkauf von etwa 450 Wohnungen in zwei jüdischen Vierteln zu Beginn der Woche gebilligt. Die Palästinenser beanspruchen das 1967 von Israel eroberte Gebiet allerdings als Teil eines künftigen unabhängigen Staates. Der Siedlungsausbau in den Palästinensergebieten gilt als eines der größten Hindernisse auf dem Weg zu einer Friedensregelung zwischen Israel und den Palästinensern.

Auch in Deutschland waren diese Pläne auf Kritik gestoßen. „Die Pläne der israelischen Regierung, den Siedlungsbau weiter voranzutreiben, laufen den Bemühungen für eine friedliche Lösung des Konflikts im Nahen Osten zuwider“, erklärte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes am Donnerstag. (dpa)