Berlin. Kanzlerin Merkel soll schon länger von zu hohen Abgaswerten deutscher Automarken wissen. Darauf deuten Aussagen einer Insiderin hin.

Laut einem Zeitungsbericht wusste Bundeskanzlerin Angela Merkel mindestens seit April 2010 von den Problemen deutscher Autobauer mit den Abgasgrenzwerten in den USA. Bei einem Treffen mit dem damaligen kalifornischen Gouverneur Arnold Schwarzenegger habe sie kritisiert, dass die hohen Grenzwerte in den USA den deutschen Unternehmen schaden würden, berichtet die „Wirtschaftswoche“.

Merkel war 2010 in die USA gereist, um am Atomsicherheitsgipfel in Washington teilzunehmen. Schwerpunkt bei dem Gipfel waren auch Fragen des Umweltschutzes. Gouverneur Schwarzenegger hatte Merkel im Vorfeld der Reise als „mächtigste Freu der Welt“ bezeichnet und sie für ihre Art gelobt, Politik zu machen. Diese Art sei auch Vorbild für US-amerikanische Politiker. Besonders betonte Arnold Schwarzenegger die Rolle der Kanzlerin beim Umweltschutz.

Chefin der Umweltbehörde von Merkels Wissen überrascht

Bei dem Treffen in Kalifornien ließ Merkel nach Angaben der „Wirtschaftswoche“ jedoch wenig von ihrem Engagement in der Klimawende erkennen. In der Zeitung berichtet Mary Nichols, Chefin der kalifornischen Umweltbehörde CARB, dass Merkel sie direkt wegen der Stickoxid-Obergrenzen in dem amerikanischen Bundesstaat angegriffen habe.

Die kalifornische Umweltbehörde hat den aktuellen Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen-Fahrzeugen ins Rollen gebracht. Bei Messungen stellten die Prüfer fest, dass die Autos nur auf dem Prüfstand angegebene Werte einhielten. Im Straßenbetrieb wurden Abgas-Grenzwerte um ein vielfaches überschritten. Unter den beanstandeten Fahrzeugen sind unter anderem die Modelle Golf, Jetta und Audi A3 aus den Modelljahren 2009 und 2010.

Die CARB-Chefin Nichols zeigt sich in der Rückschau auf das Treffen mit Angela Merkel verwundert. Sie habe überrascht, dass die Kanzlerin so genau über die Abgasprobleme der deutschen Hersteller Bescheid wusste.

In Brasilien gibt es erste Geldstrafe

Nicht nur im Norden des Kontinents, sondern auch in Südamerika wird der Volkswagen-Konzern vom Abgasskandal eingeholt. Brasiliens Umweltbehörde hat eine Geldstrafe von 50 Millionen Reais (etwa 12,4 Millionen Euro) gegen VW verhängt, wie die Deutsche Presseagentur berichtet. Es ist die höchste Geldstrafe, die die Behörde überhaupt aussprechen kann. Die Volkswagen-Gruppe in Brasilien muss zudem 17.057 Pickups des Modells Amarok zurückrufen.