Magdeburg. Der Philologenverband Sachsen-Anhalt erntet für seinen Text über Flüchtlinge heftige Kritik. Frühere Schüler Mannkes sind enttäuscht.

„Eine Immigranteninvasion überschwappt Deutschland“, schreibt der Philologenverband Sachsen-Anhalt zum Thema Flüchtlinge im Editorial seiner Zeitschrift. Unterzeichnet ist der Text vom Chef des Philologenverbands, Jürgen Mannke, und der Vize-Chefin Iris Seltmann-Kuke. Die Aussagen in dem Text haben große Empörung ausgelöst – bei Politikern und ehemaligen Schülern Mannkes. Denn dieser ist Lehrer.

Linken-Landeschefin Birke Bull erklärte: „Das grenzt an Hetze.“ Auch die Vorsitzende der Grünen-Landtagsfraktion, Claudia Dalbert, bemerkte: „Das ist inhaltlich auf einem unterirdischen Niveau, das bedient Vorurteile und den rechten Rand.“ Zudem äußerten sich jetzt frühere Schüler Mannkes in einem Offenen Brief. 25 ehemalige Abiturienten des Domgymnasiums Merseburg haben das Schriftstück unterzeichnet. An der Schule habe Mannke mehrere Jahre unterrichtet.

Ehemalige Schüler sind empört

Sie schreiben, sein „Unterricht und die Zusammenarbeit“ habe sie geprägt. Er habe ihnen „deutlich vor Augen“ geführt, „dass Migration als ein Grundbestandteil der Geschichte Europas und der Welt zu begreifen“ sei. Die ehemaligen Schüler äußerten aber auch ihren Unmut über den Text. „Wir sind ebenso empört darüber, wie Ihre Zeilen dazu beitragen, das Bild eines intoleranten und rassistischen Sachsen-Anhalts zu vermitteln.“ Gerade Mannke als Geschichtslehrer solle wissen, „dass Wandel und Verflechtungen die Grundlagen jedweder Geschichte sind“.

In dem Text, der die Unterzeichner des Briefes so empört, ist die Rede von „jungen, oft auch ungebildeten Männern“, Flüchtlingen, die nach Deutschland strömen und „ein Bedürfnis nach Sexualität haben“. Der Verfasser stellt sogar diese drastische Frage: „Wie können wir unsere jungen Mädchen im Alter ab 12 Jahren so aufklären, dass sie sich nicht auf ein oberflächliches sexuelles Abenteuer mit sicher oft attraktiven muslimischen Männern einlassen?“

Verbandsspitze drohen keine disziplinarischen Schritte

Derweil erklärte Mannke unter anderem im Internet, er habe niemals die Absicht gehabt, Menschen anderer Religionen, Nationen und Kulturen zu diffamieren oder nationalistische Klischees zu bedienen. Die Wortwahl einiger Passagen „sehe ich im Nachhinein als unglücklich und missverständlich gewählt an. Dafür möchte ich mich entschuldigen“, schrieb Mannke. Seltmann-Kuke wies den Eindruck „entschieden“ zurück, es könne sich um einen Aufruf zu Fremdenhass oder Hetze gegen Flüchtlinge handeln.

Disziplinarische Schritte vom Arbeitgeber hat die Verbandsspitze aufgrund der Äußerungen zunächst nicht zu befürchten. Am Dienstag fand im Kultusministerium eine Unterredung mit Mannke und Seltmann-Kuke statt. Vor dem Hintergrund des Gesprächs, der abgegebenen Erklärung und der Ankündigung, sich weiter intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen, werde von weiteren Schritten abgesehen, sagte Kultusstaatssekretär Jan Hofmann (SPD) im Anschluss. Das Ministerium werde sich zudem auf den demokratischen verbandsinternen Diskussionsprozess verlassen. (jei/epd)