Hamburg. Helmut Schmidt war nicht nur einer der bedeutendsten Politiker. Er hatte auch amüsante, tiefgründige und spitze Sprüche auf Lager.

Helmut Schmidt hatte den Spitznamen „Schmidt-Schnauze“. Gerne äußerte er sich scharfzüngig über seine politischen Gegner, die Demokratie und Journalisten. Der SPD-Politiker hatte zu allen Lebenslagen eine passende Weisheit parat. Wir haben eine Auswahl der besten Zitate des am Dienstag verstorbenen Altkanzlers gesammelt – und wenn möglich zeitlich zugeordnet :

Über die Politik, seine Gegen- und Mitspieler hatte Schmidt nicht nur während seiner Zeit von 1974 bis 1982 als Kanzler eine Menge zu sagen. Auch schon in seiner Zeit als Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion nahm er kein Blatt vor den Mund.

„Mir scheint, dass das deutsche Volk – zugespitzt – fünf Prozent Preisanstieg eher vertragen kann als fünf Prozent Arbeitslosigkeit.“ (1972)

„Politik entwickelt sich im Laufe des Lebens ohne Zweifel zu einer tiefgreifenden Leidenschaft.“ (1974)

„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“ (Über Willy Brandts Visionen im Bundestagswahlkampf 1980)

„Das Schneckentempo ist das normale Tempo in der Demokratie.“ (2003)

„Die Demokratie lebt vom Kompromiss. Wer keine Kompromisse machen kann, ist für die Demokratie nicht zu gebrauchen.“

„Adenauer hatte noch vier Silben, Kiesinger noch drei. Inzwischen werden die Bundeskanzler immer einsilbiger...“

„Großes wird auf Gipfeltreffen nicht bewegt, aber Schlimmeres verhindert...“

Gegenüber Journalisten teilte Schmidt ebenfalls gerne kräftig aus. Das endete auch nicht, als er 1983 Mitherausgeber der Wochenzeitung „Die Zeit“ wurde. Er fühlte sich bis zum Schluss selbst nicht als Journalist. Dafür habe es ihm an „der Ader zur Oberflächlichkeit“ gefehlt, wie er einst betonte. Politiker und Journalisten hatten in seinen Augen dennoch einige Gemeinsamkeiten.

„Journalisten sind insgesamt wie Politiker, sie reichen vom Staatsmann bis zum Verbrecher.“ (2005)

„Politiker und Journalisten teilen sich das Schicksal, dass sie heute über Dinge reden, die sie erst morgen ganz verstehen...“

Schmidts Schlagfertigkeit war endlos. Zu allen hatte er etwas zu sagen. Auch zu seinem Zigarettenkonsum oder ungeliebten Verwandten.

„Ich bin der Mann mit der schnellen Schnauze.“ (1957)

„In der Krise beweist sich der Charakter.“ (1974)

„Denn keine Begeisterung sollte größer sein als die nüchterne Leidenschaft zur praktischen Vernunft.“ (1986)

„Willen braucht man. Und Zigaretten.“ (2006)

„Memoiren sind eine Verleitung, die eigene Nase schöner zu malen, als sie ist...“

„Man kann sich nicht an den Tisch setzen, wenn man seine Trümpfe schon vorher wegwirft...“

„Die Eltern haben ihren Erziehungsauftrag an 25 Fernsehkanäle und die Videoindustrie abgegeben...“

„Ehrlichkeit verlangt nicht, dass man alles sagt, was man denkt. Ehrlichkeit verlangt nur, dass man nichts sagt, was man nicht auch denkt...“

„Was man bei einer Diät am schnellsten verliert, ist die Geduld...“

„Seitdem es Flugzeuge gibt, sind die entfernten Verwandten auch nicht mehr das, was sie einmal waren...“ (jei)