Berlin. Die Debatte um längeres Arbeiten bekommt wieder Schwung: Aus der CDU kommen neue Forderungen, erst mit 70 regulär in Rente zu gehen.

Der Generalsekretär des CDU-Wirtschaftsrats, Wolfgang Steiger, fordert eine Erhöhung des Renteneinrittsalters auf 70 Jahre. Das sei wegen der steigenden Lebenserwartung nötig, sagte Steiger der „Rheinischen Post“. Scharfe Kritik äußerte er am Rentenpaket der großen Koalition mit Mütterrente und abschlagsfreier Rente mit 63. Es sei „völlig kontraproduktiv gewesen, Hunderttausende von Fachkräften vorzeitig in Rente zu schicken“, das seien „reine Geschenke“.

Stattdessen müsse mit einer „Flexi-Rente“ ein Anreiz geschaffen werden, freiwillig länger zu arbeiten, sagte Steiger: „Dafür sollen die Arbeitgeberanteile zur Renten- und Arbeitslosenversicherung als Bonus auf das Einkommen der Arbeitnehmer obendrauf ausgezahlt werden.“

„Die Babyboomer reißen große Lücken“

Einen flexiblen Berufsausstieg bis 70 Jahre hatte auch bereits Frank-Jürgen Weise angeregt, Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit. In der Vergangenheit hatte sich für ein solches Modell auch etwa der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, ausgesprochen. Zum Hintergrund hatte das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) gewarnt: „Die Babyboomer reißen große Lücken“. Das sind die geburtenstarken Jahrgänge der 50er und 60er, die langsam, aber sicher ins Rentenalter kommen.

Durch die demografische Entwicklung wird das staatliche Rentensystem schwerer zu finanzieren. Ein späterer Rentenbeginn würde zu einer Entlastung des Systems um hohe Milliardenbeträge führen. Experten rechnen aber auch damit, dass viele Arbeitnehmer angesichts niedriger Zinsen und der unbefriedigenden Entwicklung privater Altersvorsorge selbst länger arbeiten möchten oder müssen.

Union hatte frühen Renteneinstieg immer kritisiert

Im Juli 2014 hatte die Bundesregierung die Möglichkeit geschaffen, nach 45 Jahren als Beitragszahler abschlagsfrei mit 63 in Rente zu gehen. Aus der Union war an dem maßgeblich von Arbeitsministerin Andrea Nahles vorangetriebenen Vorhaben immer wieder Kritik gekommen. (law/dpa)