Berlin/Wien . Innenminister de Maizière hat Österreich in der Flüchtlingskrise kritisiert. Asylbewerber würden unkoordiniert zur Grenze gebracht.

Einen Tag nach der CSU hat auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) das Verhalten Österreichs in der Flüchtlingskrise kritisiert. In den vergangenen Tagen seien die Flüchtlingszahlen wegen des Rückstaus auf der Balkanroute sehr stark angestiegen, sagte der Minister am Mittwoch in Berlin. Es sei nur mit äußerster Anstrengung gelungen, die Asylbewerber in Bayern aufzunehmen und weiterzuverteilen.

„Dabei war das Verhalten Österreichs in den vergangenen Tagen nicht in Ordnung“, beklagte er. „Wir haben zu beanstanden, dass Flüchtlinge ohne jede Vorwarnung nach Eintritt der Dunkelheit an bestimmte Stellen gefahren worden sind und dort unvorbereitet und ohne jede Vorsorge an die deutsche Grenze gekommen sind.“

Es habe intensive Gespräche zwischen beiden Ländern dazu gegeben. „Österreich hat gestern zugesagt, wieder zu einem geordneten Verfahren zurückzukehren“, sagte de Maizière. „Ich erwarte, dass das ab sofort geschieht. Wir sind dazu auch in ständigem Kontakt.“

75 Busse mit Flüchtlingen aus Österreich in Niederbayern erwartet

Der Andrang von Flüchtlingen an der österreichisch-deutschen Grenze hält auch am Mittwoch an. „Wir erwarten heute 75 Busse mit etwa 3000 Migranten an den beiden Grenzorten Passau und Wegscheid“, sagte der Sprecher der Bundespolizeiinspektion Freyung, Frank Koller. Mittlerweile laufe die Zusammenarbeit mit den österreichischen Behörden etwas besser. „Wir bekommen eine Vorabinformation“, sagte Koller. „Dann kommen aber doch immer mehr Busse als erwartet.“ Wichtig wäre, dass die Busse nicht alle auf einmal an der Grenze ankommen und auch die deutschen Grenzpunkte anfahren, die gerade Kapazitäten zur Aufnahme der Menschen haben.

Der unverminderte Andrang von Flüchtlingen an der österreichisch-deutschen Grenze hat nun die Kapazität der Notaufnahmestelle Freilassing im Berchtesgadener Land gesprengt. Am Morgen war das einstige Möbellager mit mehr als den dafür ausgelegten 1200 Migranten gefüllt, wie Landkreissprecher Andreas Bratzdrum sagte. Auf österreichischer Seite hätten noch knapp 1400 Flüchtlinge überwiegend aus Afghanistan, Syrien und dem Irak gewartet, um von der dortigen Polizei über die Grenze gelassen zu werden. Die Behörden im Nachbarland seien gebeten worden, vorübergehend weniger Migranten einreisen zu lassen.

Österreich will mit Sperren Chaos an Sloweniens Grenze verhindern

Österreich prüft angesichts der chaotischen Zustände die Errichtung von Sperren an der Grenze zu Slowenien. Damit solle nicht verhindert werden, dass Flüchtlinge ins Land kommen, sondern nur dass der Grenzübertritt kontrolliert ablaufe, sagte Bundeskanzler Werner Faymann am Mittwoch. „Wir zäunen Österreich nicht ein, wir wollen Leute kontrollieren können und dafür braucht es eine technische Sicherung“, sagte er. Wie die Sperren im Detail aussehen werden und wann diese errichtet werden könnten, solle in den kommenden Tagen und Wochen vom Innen- und Verteidigungsministerium geprüft werden. „Welche Art von Container oder Gitter es gibt, wie viele Meter, wie hoch und breit und aus welchem Material, sollen die Experten vorschlagen“, sagte der Kanzler.

Den Vorwurf einer mangelnden Absprache mit Deutschland wies Faymann zurück. „Wir machen das in enger Zusammenarbeit mit Deutschland“, sagte er. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer hatte dem Nachbarland mangelnde Koordination an den Grenzen vorgeworfen. Den Vorwurf aus Bayern nahm Faymann gelassen. Ansprechpartnerin sei für ihn lediglich Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Sie hat ganz klar gesagt, Deutschland zäunt sich nicht ein, so wie Österreich auch nicht.“

11.154 Migranten reisten Montag illegal ein - höchster Wert im Oktober

Schon in den vergangenen Tagen waren Tausende Flüchtlinge in Deutschland angekommen. Nach Angaben der Bundespolizei in Potsdam kamen am Dienstag knapp 7200 Menschen in Bayern an, 8858 illegale Einreisen wurden bundesweit registriert. Der Bundespolizei in München zufolge kommt der größte Teil der Migranten an Grenzübergängen in Passau und umliegenden Kommunen an.

Am Montag waren 11.154 illegal eingereiste Migranten festgestellt worden. Dies war der höchste Tageswert im Oktober. Die bayerische Regierung wirft Österreich ein unverantwortliches Handeln vor und kritisiert das Verhalten des Nachbarn als skandalös.