Nürnberg. Kanzlerin Angela Merkel verurteilt jeglichen Hass gegen Flüchtlinge. Sie plädiert stattdessen für mehr Begegnungen mit den Zuzüglern.

Mit Blick auf die Anti-Asyl-Demonstrationen von „Pegida“ und AfD hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor Hass und Vorurteilen gewarnt. „Hass wird uns nicht voranbringen“, sagte sie am Montag bei einer Bürgerdialog-Veranstaltung in Nürnberg. Die Regierungschefin warnte vor einer Spaltung der Gesellschaft: „Wir müssen alles daran setzen, die Mitte, die Deutschland so stark macht und die auch tolerant ist, möglichst breit zu erhalten.“ In der Vergangenheit sei dies immer gelungen, indem man möglichst viele Menschen in die Diskussion einbindet, sagte sie.

„Es gibt sehr viel Unbekanntes“

Merkel rief dazu auf, keine Vorurteile aufkommen zu lassen, sondern sich in Begegnungen selbst ein Bild von der anderen Seite zu machen. „Was mir im Augenblick am meisten Sorgen macht, ist, dass es sehr viel Unbekanntes gibt“, sagte sie. Diejenigen, die nach Deutschland kommen, „kennen uns nicht“. Andersherum würden die Deutschen die Flüchtlinge nicht kennen. Deshalb plädiere sie für möglichst viel Begegnung, beispielsweise in Praktika, sagte Merkel.

Die Kanzlerin betonte dennoch, es sei wichtig, über die Sorgen im Zusammenhang mit der Zahl von Flüchtlingen zu sprechen: „Das muss auf den Tisch gepackt werden.“ Sie räumte ein, im Moment laufe die Aufnahme nicht so geordnet ab, wie die Bundesregierung es eigentlich wolle. Dabei verwies sie auf die noch nicht erreichte Verteilquote in Europa und die Hoffnung auf eine bessere Zusammenarbeit mit der Türkei.

Merkel: Krise nicht überdramatisieren

Merkel warnte aber auch vor Überdramatisierung in der Flüchtlingsdebatte. Im Moment würde man manchmal den Eindruck gewinnen, es kämen so viele Flüchtlinge wie Einwohner in Deutschland leben. Das sei noch lange nicht der Fall. „Es sind sehr, sehr viele, aber wir sind 80 Millionen“, sagte Merkel. Die Bundesregierung rechnet mit bis zu 800.000 Flüchtlingen in diesem Jahr. Es könne gelingen, diese Zahl an Menschen zu integrieren, sagte Merkel.