Guatemala-Stadt. Der Außenseiter Morales hat Korruption und Kriminalität den Kampf angesagt. Ein Schattenkabinett hat er allerdings noch nicht parat.

Vom Komiker zum Staatschef: Der Schauspieler Jimmy Morales hat die Stichwahl um das Präsidentenamt in Guatemala deutlich gewonnen. Der Kandidat der nationalistischen Partei FCN kam auf 68,29 Prozent der Stimmen, wie das Wahlamt am Sonntagabend nach der Auszählung fast aller Urnen bekanntgab. Auf Sandra Torres von der sozialdemokratischen Partei UNE entfielen demnach 31,71 Prozent der Stimmen.

„Guatemala hat gezeigt, dass die Probleme ohne Gewehre, ohne Kugeln gelöst werden können, aber mit Gesetzen und Absprachen, die erfüllt werden“, sagte der 46-jährige Wahlsieger mit Hinweis auf die blutige Geschichte des einstigen Bürgerkriegslandes. „Die Guatemalteken haben für den Wandel gestimmt.“

Die frühere First Lady Torres räumte ihre Niederlage ein. „Das Volk hat entschieden und wir respektieren das“, sagte sie. „Wir erkennen den Triumph des Kandidaten Morales an.“ Abgeordnete ihrer Partei kündigten eine „konstruktive Oppositionsarbeit“ an.

Morales profitiert vom Verdruss über korrupte Eliten

Viele Guatemalteken sind unzufrieden mit der Politik und enttäuscht von korrupten Politeliten. Ex-Präsident Otto Pérez und seine frühere Stellvertreterin Roxana Baldetti sitzen wegen Schmiergeldvorwürfen in Untersuchungshaft. Sie sollen sich über einen Korruptionsring im Zollwesen bereichert haben.

Der Schauspieler Morales steht nach seinem Wahlsieg nun vor seiner bislang wichtigsten Rolle. Nach seinem Amtsantritt im Januar muss er beweisen, dass er bereit ist, die traditionellen Strukturen einzureißen. Der 46-Jährige muss das Vertrauen der knapp 15 Millionen Guatemalteken in die Institutionen des Landes wieder herstellen, die schwere Kriminalität bekämpfen und die Staatseinnahmen in Mittelamerikas größter Volkswirtschaft erhöhen.

Denn mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 3478 US-Dollar gehört der bevölkerungsreichste Staat in Zentralamerika zwar zu den Ländern mit mittlerem Einkommen, allerdings gelten über die Hälfte der Menschen als arm. Die Staatsverschuldung legte zuletzt deutlich zu. Dabei sind gemessen an der Größe der Volkswirtschaft die öffentlichen Ausgaben nirgendwo so gering wie in Guatemala.

Morales ist politischer Newcomer

Der Kandidat der nationalistischen Partei FCN ist ein politischer Newcomer, den noch vor wenigen Monaten niemand auf dem Zettel hatte. 2011 hatte er es bei der Bürgermeisterwahl in Mixco gerade mal auf den dritten Platz geschafft. Seine Comedy-Serie „Moralejas“ machte ihn im ganzen Land bekannt, doch Analysten warnen davor, Morales als reinen Witzbold abzutun. Der Betriebswirt hat ein Aufbaustudium in Verteidigungs- und Sicherheitsstrategie absolviert. Kritiker sagen ihm eine gewisse Nähe zu ultrarechten Militärkreisen nach. Er selbst weist die Vorwürfe zurück.

Unklar ist allerdings noch, wofür Morales politisch steht. „Es bleibt abzuwarten, ob er wirklich detaillierte Vorschläge hat, um den strukturellen Problemen beizukommen, die die guatemaltekische Gesellschaft prägen“, sagt María Falla vom Forschungsinstitut Demos. Im Wahlkampf kündigte Morales an, die Polizei zu stärken, die Korruption zu bekämpfen und die Wirtschaft anzukurbeln. Ein Schattenkabinett hat er bislang noch nicht präsentiert.