Bagdad. Die Bundeswehr unterstützt die Gegner des IS im Nordirak. Die Verteidigungsministerin informiert sich vor Ort über die Zusammenarbeit.

Zum Auftakt einer zweitägigen Irak-Reise hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen eine anhaltende Unterstützung des Kampfes gegen die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) versprochen. Sie wolle zeigen, „dass Deutschland im Rahmen der Allianz gegen den Terror ein verlässlicher Partner ist“, sagte die CDU-Politikerin auf dem Flug nach Bagdad. Sie traf am Sonntagabend in der irakischen Hauptstadt ein, wo sie an diesem Montag unter anderem Präsident Fuad Massum und Ministerpräsident Haidar al-Abadi trifft.

Anschließend reist die Ministerin ins nordirakische Erbil weiter, wo die Bundeswehr kurdische Soldaten und Kämpfer religiöser Minderheiten für den Kampf gegen den IS ausbildet. Deutschland hat den Kurden auch Waffen geliefert, darunter 1000 Panzerabwehrraketen und 20.000 Sturmgewehre.

Bei ihren Gesprächen werde es auch um die Bekämpfung von Fluchtursachen gehen, sagte die Verteidigungsministerin, die bereits zum dritten Mal im Irak ist. Es müssten Wege gefunden werden, dass die Menschen in der Nähe ihrer Heimat bleiben könnten und die Hoffnung auf ein sicheres Leben dort nicht verlieren. Im Irak leben 3,2 Millionen Menschen, die innerhalb des Landes vertrieben wurden, und 250.000 Flüchtlinge aus Syrien.

Ministerin trifft sich mit Kurden-Präsident Massud Barsani

Am Dienstag ist von der Leyen im Nordirak. Dort besucht sie ein Ausbildungslager und trifft sich mit Kurden-Präsident Massud Barsani. Der Präsident ist in einen erbitterten Machtkampf verstrickt ist. Er hält an seinem Posten fest, obwohl seine Amtszeit im August ausgelaufen ist. In mehreren Städten der kurdischen Autonomiegebiete kam es Anfang Oktober zu Protesten, bei denen Büros von Barsanis Partei attackiert und angezündet wurden. Die Demonstrationen richteten sich gegen die schlechte Wirtschaftslage und Korruption und forderten den Rücktritt Barsanis. Von der Leyen sagte, sie erwarte „Geschlossenheit und Einheit“ innerhalb des Nordiraks. „Denn alles andere würde dem Islamischen Staat in die Hände spielen.“

Insgesamt hat die Bundeswehr inzwischen 1800 Tonnen Waffen und Material geliefert. Rund 4700 kurdische Soldaten sowie Kämpfer der Jesiden und Kakai - beides religiöse Minderheiten - sind mit deutscher Beteiligung ausgebildet worden. Derzeit sind 95 deutsche Soldaten im Irak stationiert. Die Waffenlieferungen in den Norden des Landes waren ursprünglich hoch umstritten, weil Rüstungsexporte in Krisengebiete gegen die strengen Richtlinien verstoßen, die sich die Bundesregierung vor 16 Jahren selbst gegeben hat.

Irakische Regierung hofft auf militärische Unterstützung

Die irakische Zentralregierung hat dagegen keine Waffen erhalten, sondern nur Ausrüstung wie Gefechtshelme, Schutzmasken oder Fernrohre. Regierungschef al-Abadi hatte die internationale Gemeinschaft Ende September in einer Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York eindringlich um mehr militärische und logistische Unterstützung gebeten. „Die Iraker kämpfen diesen Krieg gegen das Böse, das sich Islamischer Staat nennt. Aber wir benötigen Hilfe, wenn wir diesen Kampf tatsächlich zu einem erfolgreichen Ende führen wollen“, sagte er. In seinem Gespräch mit von der Leyen könnte es auch um mögliche russische Luftschläge gegen den IS im Irak gehen. Die irakische Regierung hat sich dafür offen gezeigt.