Berlin. Warum geht nur jeder dritte junge Vater in Elternzeit - und dann auch nur für wenige Wochen? Eine neue Umfrage hat die Gründe untersucht.

Sie wechseln Windeln und wärmen Brei auf, sie gehen zum Babyschwimmen und gewöhnen ihre Kinder in die Kita ein: Viele junge Väter wollen Zeit mit ihren Kindern verbringen – eine längere Auszeit vom Job aber nehmen die wenigsten: Acht Jahre nach Einführung von Elterngeld und Partnermonaten pausiert nur jeder dritte Vater für die Familie, und selbst diese „neuen Väter“ nehmen in den meisten Fällen nur die gesetzliche Mindestzeit in Anspruch: Der „Zweimonatsvater“ ist zum Standard geworden. Warum das so ist, erklärt eine neue Väter-Studie.

Immer mehr Väter nehmen Elternzeit und immer mehr von ihnen bleiben nur zwei Monate zu Hause: „Eine Umkehr des Trends zeichnet sich derzeit nicht ab“, heißt es beim Statistischen Bundesamt.

Die meisten Männer gehen nur für ein paar Wochen in Elternzeit

Für die Väter-Studie im Auftrag der Commerzbank wurden rund 750 Bankmitarbeiter befragt, die in den letzten fünf Jahren Elternzeit genommen hatten. Auch hier bestätigt sich: Die Zweimonatsväter sind allgegenwärtig. Wer überhaupt eine Auszeit für die Familie nimmt, geht gerade mal ein paar Wochen aus dem Job. „Alles, was darüber hinaus geht, ist für viele nach wie vor schwierig“, sagt Studienautor Volker Baisch von der Agentur Väter gGmbH.

Wer länger pausieren will, muss oft mit Nachfragen und Unverständnis rechnen. „Viele Führungskräfte sagen: Ein oder zwei Monate sind noch zu überbrücken – aber danach stoßen sie an Grenzen.“ Wer soll den Elternzeit-Vater vertreten? Müssen die anderen Kollegen Mehrarbeit machen? Fragen, die sich im Prinzip genauso bei Frauen stellen, die eine Familienauszeit nehmen – mit dem Unterschied jedoch, dass viele Personalchefs sich erst noch daran gewöhnen müssen, dass Männer nicht nur Mitarbeiter sondern auch Väter sein können.

Vielen Vätern fehlt Mut

Dabei gilt die Elternzeitregelung bereits seit 2007: Mütter und Väter können nach der Geburt eines Kindes in Elternzeit gehen und dabei zwölf Monate lang Elterngeld beziehen. Beide können den Zeitraum frei untereinander aufteilen. Beteiligt sich der Partner, kommen noch einmal zwei Elterngeld-Monate hinzu. Mit dem neuen Elterngeld Plus gibt es noch weitere Varianten für Eltern, die Job und Familie gleichzeitig stemmen wollen.

70 Prozent der befragten Väter sagen, sie würden am liebsten länger als zwei Monate in Elternzeit gehen, doch viele Väter trauen sich schlicht nicht, mehr auszuhandeln: „Wenn sie einen Vorgesetzten haben, der durch Mimik, Gestik und Worte zeigt, dass so etwas wie Elternzeit nicht zu seinem traditionellen Berufsverständnis passt, dann wird es schwer“, räumt Martin Fischedick, Personalvorstand bei der Commerzbank ein.

Neun von zehn Vätern mit guten Erfahrungen

Hinzu kommt: Wer Angst um seinen Arbeitsplatz hat, wer fürchtet, dass ihm der kinderlose Kollege die nächste Beförderungschance wegschnappt, überlegt sich dreimal, ob er sich eine Auszeit leisten kann.

Die Studie versucht, die Väter zu beruhigen: Neun von zehn Männern mit Elternzeiterfahrung sagen heute, dass die Auszeit keine negativen Folgen für ihr berufliches Fortkommen hatte. Auch die Kollegen hätten sie unterstützt und die Auszeit befürwortet, sagen die Befragten – obwohl das Zugeständnisse für die Übrigen bedeute. Diejenigen allerdings, die länger als zwei Monate pausiert hatten, beklagen, dass sie eindeutig Nachteile in Kauf nehmen mussten.

Entscheidung oft Frage des Einkommens

Doch nicht nur die Väterfreundlichkeit des Arbeitgebers spielt bei der Entscheidung der Männer für eine Familienauszeit eine Rolle: Auch in anderen Studien geben Paare an, dass sie es sich schlicht nicht leisten können, wenn der Hauptverdiener mehrere Monate lang auf Gehalt verzichtet. Denn: Das Elterngeld ersetzt nur zwei Drittel des Einkommens – viele Paare mit kleinen Kindern, bei denen die Frauen gar nicht oder nur geringfügig verdienen, können und wollen sich den Wegfall des väterlichen Gehalts nicht hinnehmen. Die Paare rechnen sehr genau“, sagt Baisch. „Sie fragen sich: Können wir uns zwei Monate überhaupt leisten?“