Berlin. Personalschlüssel ist verbesserungswürdig. Trotz Verbesserungen vor allem bei den Über-Dreijährigen ist die Lage schwierig.

Marie muss gewickelt werden, Ben hat sich wehgetan, Anna und Jonas streiten in der Sandkiste: In deutschen Kitas betreut eine Erzieherin mit Vollzeitjob im Durchschnitt 4,4 Kleinkinder gleichzeitig – und damit immer noch zu viele, wie Experten beklagen. Zwar hat sich der Personalschlüssel in den Kitas über die vergangenen zwei Jahre leicht verbessert, doch die Belastung für Kinder und Fachkräfte ist nach wie vor hoch, wie der aktuelle „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann-Stiftung zeigt. Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) bekräftigte gestern ihre Forderung, die frei werdenden Millionen aus dem Betreuungsgeld für die Verbesserung der Kita-Qualität einzusetzen.

„Die Entwicklung geht in die richtige Richtung“, sagte Schwesig. Der Ländermonitor zeige aber auch eindrücklich, „dass wir bei der Qualität der Kindertagesbetreuung noch einen längeren Weg vor uns haben.“ Bislang erreicht kein einziges Bundesland, was Experten fordern: Bei den Unter-Dreijährigen sollte sich eine Vollzeit-Erzieherin um höchstens drei Kleinkinder mit Ganztagsplatz kümmern. Bei den älteren Kindern werden Personalschlüssel von mindestens eins zu 7,5 empfohlen – tatsächlich liegt der Durchschnitt heute bei 9,5 Kindergartenkindern pro Fachkraft.

In Berlin und Hamburg ist vor allem die Lage bei den Unter-Dreijährigen nach wie vor schwierig: Die Hansestadt hat laut Ländermonitor zwar den größten Sprung gemacht und den Betreuungsschlüssel pro Fachkraft bei den Unter-Dreijährigen von 5,7 auf 5,1 verbessert – Hamburg liegt aber noch immer deutlich hinter den anderen westdeutschen Ländern.

Der Hamburger Abgeordnete und familienpolitische Sprecher der Union Marcus Weinberg sieht die Landesregierung besonders in der Pflicht: „Gerade der Hamburger Senat muss noch stärker die Priorität auf den Ausbau der Qualität setzen, zumal er die treibende Kraft gegen die Betreuung zu Hause und für die Betreuung in einer Kita bei der Klage gegen das Betreuungsgeld war.“

Im Alltag sieht die Lage in den deutschen Kitas zudem noch deutlich schlechter aus, als die Personalschlüssel anzeigen: Erzieherinnen werden krank oder fallen für die Kinderbetreuung aus, weil sie Zeit für Elterngespräche, Dokumentation und Fortbildung brauchen. Für Hamburg bedeutet das: Im Alltag betreut eine Vollzeitfachkraft im Durchschnitt mit 6,8 Kindern rund zwei mehr als der Personalschlüssel anzeigt. Ähnlich sieht es bei den älteren Kindern aus: In der Praxis betreut hier eine Erzieherin mit 11,5 Kindern rund drei Kinder mehr.