Die Lage im Osten der Ukraine ist nach wie vor weiter unübersichtlich. Angesichts der Krise hat Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen angekündigt, die Militärpräsenz an ihren östlichen Grenzen zu verstärken.

Donezk/Kiew. Die Nato hat am Mittwoch eine Stärkung ihrer Streitkräfte in den osteuropäischen Mitgliedstaaten angekündigt. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen erklärte in Brüssel nach einem Treffen der Botschafter der 28 Mitgliedstaaten der Allianz, angesichts der Krise in der Ukraine würden die Kräfte an Land, zur See und in der Luft verstärkt.

In der Region Lugansk sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Kiew zwei ukrainische Soldaten von prorussischen Aktivisten als „Geiseln“ genommen worden. Ein Offizier und ein Soldat seien am Dienstag von „Extremisten“ gefangen genommen und an einen unbekannten Ort gebracht worden, erklärte das Ministerium am Mittwoch. Mehrere Einheiten der ukrainischen Streitkräfte seien an der Suche nach den beiden Militärs beteiligt.

Kiew kündigte eine „harte Reaktion“ auf derlei Angriffe auf ukrainische Soldaten an. Unterdessen halten schwer bewaffnete prorussische Uniformierte weiter die Stellung in vielen Teilen des Gebietes Donezk. Nach dem Beginn einer sogenannten Anti-Terror-Operation blieb es am Mittwoch zunächst weitgehend ruhig in der Region, nach dem Regierungstruppen am Vortag in Kramatorsk einen Flugplatz zurückerobert hatten.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, sollen offenbar fünf oder sechs Radpanzer in die Stadt Slawjansk im Osten der Ukraine eingedrungen sein. Das Führungsfahrzeug trägt eine russische Flagge. Auf den Dächern der Wagen sitzen rund 15 bewaffnete Männer in Uniformen mit unterschiedlichen Tarnmustern und winken den Menschen zu. In Donezk sollen bewaffnete Separatisten das Rathaus gestürmt haben, dies teilte eine Ratssprecherin mit.

In anderen Städten bildeten sich unterdessen Bürgerwehren. Sie wollen die Sicherheitskräfte der prowestlichen Führung in Kiew unterstützen und sich gegen die nach Russland orientierten Separatisten verteidigen.

Russland warnt davor, dass das Land im Bürgerkrieg versinken könnte. Wichtig sei jetzt eine umfassende Verfassungsreform, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow bei einem Besuch in Vietnam. Ein neues Grundgesetz, das die Rechte und Interessen aller Ukrainer berücksichtige, müsse auch Thema der für diesen Donnerstag geplanten Krisengespräche in Genf sein, sagte Lawrow der Agentur Interfax zufolge in Hanoi. Anders sei die schwere Staatskrise nicht zu lösen.