Peer Steinbrück verteidigt die obszöne Geste. Die anderen Parteien sehen das Ende seiner Kanzlerkandidatur. Und Sie? Stimmen Sie ab!

Berlin/München. Gut eine Woche vor der Bundestagswahl beherrscht ein öffentlich gezeigter Stinkefinger von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück die öffentliche Debatte. Dabei will Steinbrück die Beleidigungsgeste ironisch gemeint haben. Steinbrück verteidigte sich: „Da werden einem Fragen gestellt, die man übersetzt in Gebärden, in Grimassen, in Emotionen“, so Steinbrück am Rande einer SPD-Kundgebung in München.

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Die besondere Interviewform des „SZ“-Magazins erfordert keine Worte, sondern Mimik und Gesten. „Das schauspielert man dann. Und ich hoffe, dass die Republik auch den Humor hat, dann diese Grimassen und diese Gebärdensprache bezogen auf die Fragen richtig zu verstehen.“ Auf die Frage, ob er gewusst habe, dass das Magazin dieses Foto auf den Titel nehmen wolle, sagte Steinbrück: „Nein.“

Die Frage an den 66-Jährigen lautete: „Pannen-Peer, Problem-Peer, Peerlusconi – um nette Spitznamen müssen Sie sich keine Sorgen machen, oder?“

Steinbrück twitterte selbst das Foto: „Klartext braucht nicht immer Worte.“ Nach Angaben der „SZ“ wollte Steinbrücks Sprecher die Stinkefinger-Pose nicht freigeben. Aber Steinbrück habe gemeint: „Nein, das ist okay so“. Steinbrücks Sprecher Rolf Kleine wollte sich dazu auf dpa-Anfrage nicht näher äußern. Er betonte aber, dass die Fotos im Rahmen eines ironischen Formats entstanden sein. „Das muss ja wohl noch erlaubt sein.“

Die Bilder seien bereits vor rund einem Monat entstanden – man sei über die Veröffentlichung rund eine Woche vor der Wahl im Bilde gewesen. Steinbrück hatte bereits als Finanzminister im Jahr 2008 öffentlich den Mittelfinger gezeigt. Er wollte aich damals niemanden beleidigen, sondern sah es als ironische, wenn auch provozierende Geste.

SPD-Parteichef Sigmar Gabriel nahm den Kanzlerkandidaten in Schutz: „Peer Steinbrück hat in einem ironischen Foto-Interview auf ironische Art Emotionen gezeigt“, sagte Gabriel via Twitter.

Ist die Geste auch ein Augenzwinkern Richtung Medien? Immer wieder war in der SPD über aufbauschende Berichterstattung und einen teils unfairen Umgang mit Steinbrück geklagt worden. Während Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ihre zur Raute geformten Hände zum Markenzeichen erkoren hat, sorgt Steinbrück nun jedenfalls mit einer etwas anderen Gestik für Schlagzeilen.

Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) meinte bei Twitter: „Das kann doch wohl nicht der Stil eines Bundeskanzlers sein.“ FDP-Chef Philipp Rösler sagte: „Die Geste verbietet sich als Kanzlerkandidat. So etwas geht nicht.“

Linken-Chef Bernd Riexinger sieht in der Geste hingegen das „offizielle Ende der Kanzlerkandidatur von Peer Steinbrück“. Damit beschimpfe er die Wähler, sagte er der Onlineausgabe der „Mitteldeutschen Zeitung“. Die SPD spiele nicht mehr auf Sieg, sondern nur noch auf Platz, sagte Riexinger.

Der Politikwissenschaflter Gero Neugebauer von der Freien Universität Berlin sagte der Agentur AFP, er sei „gar nicht so sehr überrascht“ von Steinbrücks Auftreten. Gleichzeitig mahnte er, „Symbole in der Politik“ dürften nicht überbewertet werden. Steinbrück habe schließlich offen gelassen, wen er mit seiner Geste gemeint habe.