Sieg im Quoten-Duell mit Kanzlerin Merkel. Vor allem die Hamburger wollten den SPD-Kandidaten sehen. Nur bei Geisterfahrern wusste Steinbrück keine Antwort.

Hamburg. Es ist wie beim eigentlichen TV-Duell: SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat gegenüber Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) knapp die Nase vorn. Die Sendung Wahlarena im Ersten sahen am Mittwochabend bundesweit 3,87 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 12,9 Prozent entsprach. Damit erreichte Steinbrück Platz vier der Tagesauswertung aller Sendungen. Das ergaben die Zahlen von Media Control.

Und die Hamburger verfolgen den zur Prominenz gelangten Sohn der Stadt offenbar besonders genau. In den Top ten der meistgesehenen Sendungen war Steinbrück in der ARD sogar auf Platz zwei (Tagessieger: Nord Nord Mord). Der Marktanteil in Hamburg betrug 17,9 Prozent.

Merkel hatte – das muss zum Vergleich mit Steinbrück gesagt werden – bei ihrem Auftritt in der Fragestunde mit Bürgern den Nachteil, dass RTL parallel die neue Show von Günther Jauch und Thomas Gottschalk sendete. Merkels Wahlarena hatte 3,18 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von nur 10,2 Prozent.

Wie in den Umfragen liegt die Bundeskanzlerin bei Twitter offenbar vorn. Wie eine Analyse von Landau Media ergab, wird der Videoblog der Kanzlerin bereits als wichtige Nachrichtenquelle gehandelt. Steinbrück hinke mit seinem Twitter-Kanal hinterher. Der Videopodcast habe im Untersuchungszeitraum vom 25. Juli bis zum 2. September 190 Millionen Menschen erreicht. Dabei sind die Zitierungen in Fernsehen, Hörfunk und Printmedien enthalten. Seinbrück habe mit seinem Twitter-Kanal nur 19 Millionen Menschen erreicht.

In der Wahlarena verteidigte Steinbrück die Steuererhöhungspläne im Falle eines Wahlsiegs am 22. September. Es gehe darum, wieder stärker „das Wir und weniger die Ellbogen in den Mittelpunkt der Politik zu stellen“, sagte Steinbrück. Die SPD will den Spitzensteuersatz ab einem zu versteuernden Jahreseinkommen von 100.000 Euro beziehungsweise 200.000 Euro bei Verheirateten auf 49 Prozent anheben. Der SPD-Kanzlerkandidat bekräftigte zugleich, dass mittelständische Unternehmen nicht mit weiteren Steuern belastet würden. Es werde keine Vermögensteuer auf betriebliche Vermögen eingeführt, auch die Unternehmensteuer werde nicht verändert.

Steinbrück will außerdem schnellstmöglich eine umfassende Pflegereform durchsetzen. „Das kostet Geld“, so Steinbrück. Zur Finanzierung plant er eine Erhöhung der Pflegeversicherungsbeiträge um 0,5 Punkte. Das bringe sechs Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich. Man brauche in den nächsten Jahren 125.000 bis 130.000 neue Pfleger. Dafür müsse man die Bezahlung verbessern. Es könne es nicht sein, dass Pfleger für ihre Ausbildung selbst bezahlen müssten, so Steinbrück. Zudem müsse der Pflegebedürftigkeitsbegriff auf Demenzkranke erweitert werden.

Steinbrück bekräftigte in der Sendung vor allem Inhalte des SPD-Wahlprogramms, etwa die bundesweite Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro. Missstände im Bereich der Leiharbeit will er rasch eindämmen. Er habe gehört, dass es in einzelnen Unternehmen unterschiedliche Kleidung für Stammbelegschaft und Leiharbeiter gebe, sagte er. „Das halte ich für einen Skandal.“

Zur Dämpfung der Strompreise will Steinbrück eine Senkung der Stromsteuer um 25 Prozent, was aber nur 0,5 Cent je Kilowattstunde ausmachen würde – die Ökostrom-Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien wird aber allein schon von 5,277 auf knapp 6,5 Cent je Kilowattstunde steigen.

Eine rot-rot-grüne Koalition schloss er erneut aus. Etwas unsicher zeigte sich Steinbrück bei der Frage, was er gegen Falschfahrer auf Autobahnen tun wolle. Schließlich kündigte er an, die in Bayern seit längerem erprobte Aufstellung von Warnschildern an Auffahrten bundesweit prüfen zu wollen. Das hatten Bund und Länder bereits im April vereinbart.

Eine vom Bundesverkehrsministerium in Auftrag gegebene Studie hatte ermittelt, dass rund 1800 Falschfahrer pro Jahr 75 bis 80 Unfälle verursachen. Die meisten Geisterfahrer fahren in die falsche Richtung auf Autobahnen auf oder wenden auf der Autobahn.