Keine drei Stunden schweigen in Syrien die Waffen. Dann werden wieder erste Kämpfe gemeldet. Dabei verstarben insgesamt 15 Menschen.

Istanbul/Beirut. Die Waffenruhe zum islamischen Opferfest in Syrien hält nur bedingt. Landesweit häuften sich am Freitag die Meldungen über Verstöße gegen die eigentlich für vier Tage geplante Feuerpause.

Die ersten Kämpfe gab es nach Angaben der Opposition schon nach drei Stunden in der Provinz Idlib. Dort sollen Anhänger der Terrorgruppe Al-Nusra-Front versucht haben, einen Militärstützpunkt zu stürmen. Sie lehnen die Waffenruhe ab.

Wenig später starben laut Aktivisten drei Menschen in Harasta bei Damaskus durch Armeebeschuss und Heckenschützen. Gefechte wurde außerdem aus der Krisenregion Homs gemeldet. Am Nachmittag war von landesweit 15 Toten die Rede. Aktivisten versammelten sich nach dem Freitagsgebet in einigen Städten zu Demonstrationen gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad.

Der Machthaber selbst zeigte sich derweil in Damaskus zum Gebet in einer Moschee. Das Staatsfernsehen übertrug den Auftritt Assads, der lächelnd und entspannt mit Gläubigen redete.

Die syrischen Streitkräfte hatten am Donnerstag einer viertägigen Waffenruhe zum islamischen Opferfest zugestimmt. Die Armee behielt sich aber vor, auf Verstöße von anderer Seite zu reagieren. Die bewaffnete Opposition hatte sich schon vorher mit dem Vorschlag des internationalen Syrien-Vermittlers Lakhdar Brahimi einverstanden erklärt, über die Feiertage die Kämpfe einzustellen. Nur die der Al-Kaida nahestehenden islamistische Al-Nusra-Front verkündete, dass für sie eine mit der Regierung getroffene Vereinbarung nicht gelte.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle ermahnte die Konfliktparteien zur Einhaltung der Feuerpause. „Ich hoffe, dass einzelne Verstöße nicht zu einem Zusammenbruch der landesweiten Waffenruhe führen“, sagte der FDP-Politiker in Berlin. „Wir appellieren an alle, sich an die Feuerpause zu halten.“ Die Vereinbarungen seien zumindest ein „Hoffnungsschimmer“ für die Menschen in Syrien.

Beobachter betrachteten die Waffenruhe skeptisch. Erst im April war ein Versuch gescheitert, die Gewalt zu beenden. Damals hatte Brahimis Vorgänger Kofi Annan eine Waffenruhe ausgehandelt, die jedoch sofort wieder gebrochen wurde. Zum Jahreswechsel hatte eine Beobachtermission der Arabischen Liga das Blutvergießen stoppen sollen. Doch nach einem Monat gab die Organisation angesichts der eskalierenden Gewalt den Plan wieder auf.

Der Sonderbeauftragte Brahimi will in der kommenden Woche um weitere Unterstützung werben. Am Montag trifft er sich mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow in Moskau. „Bei dem Treffen sollen mögliche praktische Schritte für eine schnellere politische und diplomatische Lösung der Krise in Syrien geprüft werden“, sagte Außenamtssprecher Alexander Lukaschewitsch der Agentur Interfax zufolge.