In der syrischen Privinz Idlib kam es trotz vereinbartem Waffenstillstand zu Zusammenstößen zwischen Regierungstruppen und Rebellen.

Istanbul. In Syrien sind weniger als drei Stunden nach Beginn der Waffenruhe zum islamischen Opferfest wieder Kämpfe ausgebrochen. Wie die in London ansässigen Menschenrechtsbeobachter am Freitag mitteilten, gab es Zusammenstöße zwischen Regierungstruppen und Rebellen bei der Stadt Maarat al-Numan in der Provinz Idlib. Kämpfer versuchten dort einen Militärstützpunkt zu stürmen, hieß es. Unter ihnen sollen auch Anhänger der Terrorgruppe Al-Nusra-Front sein, die die Waffenruhe ablehnen.

Die syrischen Streitkräfte hatten am Donnerstag einer viertägigen Waffenruhe zum islamischen Opferfest zugestimmt. Die Armee behielt sich aber vor, auf Verstöße von anderer Seite zu reagieren. Die bewaffnete Opposition hatte sich schon vorher mit dem Vorschlag des internationalen Syrien-Vermittlers Lakhdar Brahimi einverstanden erklärt, über die Feiertage die Kämpfe einzustellen.

Die der Al-Kaida nahestehende Terrorgruppe Al-Nusra-Front verkündete hingegen, dass für sie eine mit der Regierung getroffene Vereinbarung nicht gelte.

Landesweit riefen Aktivisten zu Demonstrationen gegen das Regime von Baschar al-Assad nach dem Freitagsgebet auf. In einigen Regionen werde schon demonstriert, hieß es. Dabei gab es nach Oppositionsangaben in den frühen Morgenstunden einen Zwischenfall in der südlichen Provinz Daraa, wo Streitkräfte auf Demonstranten schossen. Dabei seien drei Menschen verletzt worden. Meldungen aus Syrien sind wegen der Medienblockade des Regimes von unabhängiger Seite nur schwer zu überprüfen.

In Damaskus zeigte sich Präsident Assad am Morgen zum Gebet in einer Moschee. Das Staatsfernsehen übertrug den Auftritt des Machthabers, der lächelnd und entspannt mit Gläubigen redete.

Die Waffenruhe zum Fest Eid al-Adha sollte vier Tage halten. Die syrische Armee hatte der von den Vereinten Nationen unterstützten Feuerpause am Donnerstag zugestimmt. Die bewaffnete Opposition hatte sich schon vorher mit dem Vorschlag des internationalen Syrien-Vermittlers Lakhdar Brahimi einverstanden erklärt.

Beobachter betrachteten die Vereinbarung skeptisch. Erst im April war ein Versuch gescheitert, die Gewalt zu beenden. Damals hatte Brahimis Vorgänger Kofi Annan eine Waffenruhe ausgehandelt, die jedoch sofort wieder gebrochen wurde. Zum Jahreswechsel sollte eine Beobachtermission der Arabischen Liga das Blutvergießen stoppen. Nach einem Monat gab die Organisation angesichts der eskalierenden Gewalt den Plan wieder auf.

So waren auch die internationalen Kommentare über die aktuelle Waffenruhe zurückhaltend. Das syrische Regime habe bisher nicht bewiesen, dass es sich an Abmachungen halte, sagte US-Außenamtssprecherin Victoria Nuland am Donnerstag in Washington. Bundesaußenminister Guido Westerwelle sprach von einem kleinen „Schimmer der Hoffnung für die leidgeprüften Menschen“.

Die UN-Vetomacht Russland, ein Verbündeter des Assad-Regimes, nannte die angekündigte Waffenruhe hingegen „fundamental wichtig“. Dies eröffne die Möglichkeit einer politischen Lösung, teilte der Sprecher des Außenministeriums, Alexander Lukaschewitsch, am Donnerstagabend in Moskau mit.

In der Nacht vor der Feuerpause hatten die Kämpfe noch weiter angedauert. Vor allem im Großraum Damaskus sowie in Aleppo gab es immer wieder Gefechte. Allein am Donnerstag sollen landesweit mehr als 140 Menschen getötet worden sein.