Der US-Filmstar erscheint nicht zu Silvio Berlusconis Sex-Prozess. Haben die Verteidiger nur auf Zeit gespielt? Das glaubt die Anklage.

Mailand. Ohne die erwarteten prominenten Zeugen ist der Mailänder Sex-Prozess gegen Silvio Berlusconi fortgeführt worden: US-Filmstar George Clooney und seine frühere Freundin Elisabetta Canalis glänzten am Freitag im Mailänder Justizpalast durch Abwesenheit. Beide sollten als Zeugen der Verteidigung des italienischen Ex-Regierungschefs in dessen Verfahren um Sex mit minderjährigen Prostituierten und Amtsmissbrauch aussagen. Ihr Fernbleiben führte zu einer Attacke der Anklage auf Berlusconis Anwälte: Clooney hatte mitgeteilt, er sei zu kurzfristig nach Mailand geladen worden.

Erst vergangene Woche war bekanntgeworden, an welchem Tag der Starschauspieler in dem „Bunga-Bunga“-Prozess um möglichen Sex Berlusconis mit dem damals minderjährigen Partygirl Ruby aussagen sollte. „Glauben Sie wirklich, dass es möglich gewesen wäre, so etwas mit dem US-Schauspieler in weniger als einer Woche zu arrangieren?“, kritisierte Staatsanwältin Ilda Boccassini die Verteidiger. Sie warf ihnen dabei vor, auf Zeit zu spielen, um das Verfahren zu verzögern. In seiner Zeit als Regierungschef hatte Berlusconi Justizreformen durchgebracht, die Verjährungsfristen in Italien erheblich verkürzen.

Berlusconis Verteidigung erhoffte sich von Clooney möglicherweise die Aussage, bei Festen in einer Villa Berlusconis keine wilden Partys mit sexuellen Ausschweifungen gesehen zu haben. Laut Berlusconi ging bei seinen Partys alles mit rechten Dingen zu. Im Ruby-Prozess könnte ein Urteil in erster Instanz bis Jahresende fallen. Sollte Berlusconi verurteilt werden, blieben ihm nach italienischem Recht noch zwei Instanzen.