Nach Assad seien für das Massaker in Hula mit mehr als 100 Toten nicht Truppen der Regierung, sondern „Verbrecherbanden“ verantwortlich.

Frankfurt/Main. Der syrische Präsident Baschar Assad hat in einem Fernsehinterview der ARD einen Rücktritt ausgeschlossen. „Ein Präsident sollte vor nationalen Herausforderungen nicht davonlaufen, und wir stehen hier im Augenblick vor einer nationalen Herausforderung in Syrien. Der Präsident kann sich einer solchen Situation nicht einfach entziehen“, sagte er in einem Gespräch mit dem ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Jürgen Todenhöfer, das am Sonntagabend im „Weltspiegel“ ausgestrahlt wurde.

Für die seit mehr als einem Jahr andauernde Gewalt im Land machte Assad erneut „Terroristen“ verantwortlich. Washington gab er eine Mitschuld an dem blutigen Konflikt in seinem Land, wie er weiter sagte. Die USA „sind Teil dieses Konflikts. Sie spannen einen Schirm auf und bieten diesen Banden politischen Schutz, um Syrien zu destabilisieren“, sagte der syrische Präsident.

So seien für das Massaker in Hula mit mehr als 100 Toten auch nicht Truppen und Sicherheitskräfte der Regierung, sondern „Verbrecherbanden“ verantwortlich, die „zu Hunderten von außen“ gekommen seien.

Auf die Frage Todenhöfers, ob er nach wie vor glaube, eine Mehrheit der Syrer hinter sich zu haben, antwortete Assad: „Ja. Natürlich genieße ich nach wie vor die Unterstützung durch die Öffentlichkeit.“ Assad bestritt, dass seine Familie allein die Macht in den Händen halte und dass die Mehrheit der Syrer Reformen verlangten. „Die Mehrheit beteiligt sich nicht an den Demonstrationen“, sagte er.

„Keine Gemeinsamkeiten mit Mubarak und Gaddafi“

Das größte Hindernis auf dem Weg zur Umsetzung des Friedensplanes des UN-Sondergesandten Kofi Annan seien viel mehr jene Staaten, die den Plan nicht wollten. „Also bieten sie politische Unterstützung an und versorgen die Terroristen in Syrien weiterhin mit Waffen und mit Geld. So versuchen sie, den Plan zum Scheitern zu bringen.“ Auf Nachfrage, wer die meisten Waffen nach Syrien schicke, erwiderte Assad: „In erster Linie der Außenminister Saudi Arabiens und sein Amtskollege in Katar. Sie haben ihre Unterstützung ganz offen bekanntgegeben. Wohlgemerkt, was die Bewaffnung betrifft. Die Türkei hat, meine ich, logistische Hilfe beim Schmuggeln angeboten.“

Angesprochen auf das Schicksal des gestürzten ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak sowie des getöteten libyschen Machthabers Muammar al Gaddafi, und ob er vor diesem Hintergrund keine Angst um seine Frau und seine kleinen Kinder habe, sagte Assad, es gebe da „keine Gemeinsamkeiten und keinen Vergleich“.

In einer ersten Einschätzung des Interviews bezeichnete der Nahost-Korrespondent der ARD in Kairo, Jörg Armbruster, Assads Äußerungen als „Mischung aus Zynismus und Realitätsverlust“.

(dapd)