Im Zentrum steht die “Nachbereitung“ des EU-Krisengipfels, bei dem Italiens Ministerpräsident zusammen mit Anderen punkten konnte.

Rom. Eigentlich hätte es ein Routinetreffen werden sollen, unter den hohen Gewölben der historischen Villa Madama am Stadtrand Roms. Doch nach dem EU-Gipfel fünf Tage zuvor in Brüssel konnten die bilateralen deutsch-italienischen Regierungsgespräche sich nicht nur auf Investitionen und verbesserte Wirtschaftsbeziehungen beschränken.

Die von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor allem auf Druck des römischen Ministerpräsidenten Mario Monti gemachten nächtlichen Zugeständnisse hatten nicht nur in Europa die Runde gemacht und für Unruhe gesorgt. Mögliche Euro-Finanzhilfen für Europas Schuldenländer ohne strikte Kontrollen rückten so in der Villa Madama in den Fokus.

Demonstrative Einigkeit hatten Merkel und Monti vor zwei Wochen noch gezeigt, als sie an eben jenem pittoresken Konferenzort zusammen mit dem französischen Staatschef François Hollande und dem spanischen Regierungschef Mariano Rajoy auch schon Auswege aus der Euro-Krise suchten. Doch das war vor dem Brüsseler Gipfel, nach dem Monti von manchen Medien als Sieger und Merkel Verliererin hingestellt wurden.

In der Zwischenzeit seien diese Vereinbarung wieder infrage gestellt, Montis medialer Coup schnell wieder verpufft, meinte "Il Messaggero“: Eine von Deutschland geführte "Nordachse der Strenge“ wolle nun Widerstand leisten – also die Niederlande und Finnland im Abwehrbund mit Berlin. In Rom dürfte es jedoch vor allem darum gehen, Missverständnisse gemeinsam auszuräumen und Präzisierungen dessen zu suchen, was in Brüssel zu den Rettungshilfen beschlossen worden ist.

Der für seine ruhige und geschickte Art bekannte ehemalige EU-Kommissar Monti wollte die Wogen noch rasch glätten, die sein „Coup“ von Brüssel am vergangenen Freitag ausgelöst hatte. Die Medien hätten doch lieber schreiben sollen: "Angela plus Mario ist gleich ein Schritt nach vorne für die europäische Wirtschaftspolitik“, sagte Monti der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Monti wird auch nicht müde zu betonen, dass Wachstum und Etatdisziplin sich ergänzen müssen - und dass seine Technokratenregierung ihre Hausaufgaben gemacht habe.

Und das unter massivem Zeitdruck. Im April 2013 sind reguläre Parlamentswahlen in Italien, und nicht zuletzt die Kanzlerin müsste befürchten, dass anti-europäische, populistische Strömungen stärker werden. Auch Silvio Berlusconi versucht, mit Anti-Euro-Parolen im Land verlorenes Terrain bei verunsicherten Wählen zurückzugewinnen.

Vor dem Treffen mit Merkel und ihren Ministern in der brütenden Hitze Roms machte Monti dennoch eines demonstrativ nochmals deutlich: "Es war ein Schritt hin zu einem Europa, wie wir Italiener es wollen, auch Eurobonds sind jetzt kein Tabu mehr.“ So seine Nachbewertung des denkwürdigen EU-Gipfels. Der "von der Mentalität her wohl deutscheste aller italienischen Regierungschefs“ (so Monti über Monti) weiß wohl, was das hoch verschuldete und in der Rezession steckende Land braucht. Er dürfte sich nicht von Berichten über eine Abkühlung zwischen Rom und Berlin irritieren lassen. Ihn stützt das Lob im eigenen Land, hat Rom doch nach Jahren mal wieder mit einer "klaren Stimme“ gesprochen.

Seit November 2011 im Amt, sieht sich der parteilose "Technokrat“ und EU-Kenner in der Rolle eines Mittlers zwischen Nord und Süd. Er ist auch für eine starke Ausgabenkontrolle, hat drastische Sparpakete in Italien durchgeboxt. Aus seiner Sicht geht es für Europa in diesen Wochen um alles oder nichts: Werden die Euro-Probleme nicht behoben, könnte sich die öffentliche Meinung wenden, auch die Reformregierung in Rom gefährdet sein. An dem lauschigen Tagungsort am Berghang des Monte Mario wollte er zunächst „Wasser ins Feuer“ gießen, urteilte der Mailänder "Corriere della Sera“. Ein Showdown im Grünen oder der Versuch, sich doch gemeinsam im Sinne Europas Lösungen anzunähern? (dpa, abendblatt.de)