Die USA wollen Nordkorea wieder in Atomgespräche einzubinden. Nach dem Tod Kim Jong Ils werde sich der Entscheidungsprozess jedoch wahrscheinlich noch verzögern. Die USA betrachten nun jegliche mögliche Veränderungen in der militärischen Haltung Nordkoreas und Südkoreas mit Sorge.

Pjöngjang. Die USA wollen ihren Umgang mit Nordkorea nach dem Tod seines langjährigen Machthabers Kim Jong Il möglicherweise auf den Prüfstand stellen. Konkret gehe es dabei um Überlegungen, das isolierte Pjöngjang wieder in Atomgespräche einzubinden und dem Land Nahrungsmittelhilfen zukommen zu lassen, wie US-Vertreter am Sonntag mitteilten. Ursprünglich wollte Washington in beiden Fragen noch in dieser Woche zu einer Entscheidung kommen. Kims Tod werde den Entscheidungsprozess jedoch wahrscheinlich verzögern, hieß es. So betrachteten die USA nun jegliche mögliche Veränderungen in der militärischen Haltung Nordkoreas und Südkoreas mit Sorge.

Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong starb am Samstag in Folge eines Herzinfarktes während einer Zugfahrt, wie staatliche Medien des kommunistischen Landes berichteten. Kim Jong II, der nach dem Tod seines Vaters und „ewigen Präsidenten“ Kim Il Sung 1994 die Macht übernommen hatte und das Land mit eiserner Faust regierte, war nach offiziellen Angaben 69 Jahre alt. Er galt nach einem vermuteten Schlaganfall 2008 als gesundheitlich angeschlagen.

Die Trauerfeierlichkeiten sind für diesen Mittwoch in Pjöngjang angekündigt. Nach dem Tod des nordkoreanischen Machthabers soll dessen Sohn Jong Un seine Nachfolge antreten, berichtete die Agentur KCNA. Demnach seien auch die Bewohner aufgerufen, den designierten Nachfolger Kim Jong Un zu unterstützen. Das Volk und das Militär „müssen Genossen Kim Jong Un treu die Ehre erweisen“, erklärte die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur. Über den dritten Sohn des verstorbenen Machthabers ist nur wenig bekannt. Kim Jong Un, der zwischen 20 und 30 Jahre alt sein soll, begleite seinen Vater im vergangenen Jahr bei dessen Reisen durchs Land. Kim Jong Il soll am 28. Dezember bestattet werden.

Das Nachbarland Südkorea versetzte unterdessen seine Streitkräfte in höchste Alarmbereitschaft. Die Aktivitäten der nordkoreanischen Volksarmee entlang der innerkoreanischen Grenze seien verstärkt worden, teilte der Generalstab in Seoul mit. Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel hatten sich seit dem Untergang eines südkoreanischen Kriegsschiffes im März 2010 und dem Beschuss einer zu Südkorea gehörenden Insel im November desselben Jahres spürbar verschärft. Beide Staaten befinden sich völkerrechtlich seit dem Ende des Korea-Kriegs (1950-53) noch im Kriegszustand.

Japan berief in Reaktion auf den Tod des nordkoreanischen Militärmachthabers Kim Jong Il seinen Sicherheitsrat ein. Ministerpräsident Yoshihiko Noda wies das Verteidigungsministerium und andere Regierungsstellen an, sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Japan stehe mit seiner Schutzmacht USA sowie China und Südkorea bereits in engem Kontakt, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Montag meldete. An der asiatischen Leitbörse in Tokio gaben die Kurse nach. Japan verfolge auch genau die Reaktion an den Finanzmärkten, hieß es weiter.

US-Präsident Barack Obama wurde am späten Sonntagabend (Ortszeit) vom Tod des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Il unterrichtet. „Der Präsident wurde informiert und wir stehen im engen Kontakt mit unseren Verbündeten in Südkorea und Japan“, heißt es in einer Mitteilung des Weißen Hauses. Die USA engagierten sich weiterhin für Stabilität auf der koreanischen Halbinsel und „für Freiheit und Sicherheit unserer Verbündeten“.

Der Tod des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Il hat unterdessen auch die südkoreanische Börse zum Wochenauftakt stark belastet. Der Leitindex Kospi sackte nach der Todesnachricht bis um fünf Prozent ab. Um 6.45 Uhr MEZ stand der südkoreanische Leitindex noch mit 3,39 Prozent im Minus bei 1777,54 Punkten. Aktienhändler in Seoul führten die Verluste auf die politische Unsicherheit in der Region nach Kim Jong Ils Tod zurück

(Mit Material von Reuters/dapd)