Benachteiligte Kinder haben es in anderen Ländern leichter. OECD-Bildungsbericht beklagt: Es gibt zu wenige Akademiker in Deutschland.

Paris. In Deutschland schneiden sozial benachteiligte Kinder schlechter in der Schule ab als in vielen anderen Ländern. Das ist eines der Ergebnisse des Berichts „Bildung auf einen Blick 2011“, den die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris vorstellte. Demnach schaffen es in Deutschland 23 Prozent aller 15-jährigen Schüler aus sozial schwachen Familien, in der Schule eine gute Leistung zu erzielen. Im OECD-Durchschnitt sind es dagegen 31 Prozent. Nur sieben der 39 verglichenen Länder erreichen noch schlechtere Werte als Deutschland, unter ihnen Österreich, Luxemburg, die Slowakei und Tschechien. An der Spitze der Skala rangieren China, Korea, Finnland und Japan – in China sind über 70 Prozent der sozial benachteiligten Kinder nach OECD-Maßstäben gute Schüler.

Die OECD benutzt für ihren Vergleich einen komplexen Indikator, den sie „Belastbarkeit“ nennt. Ein guter Schüler ist demnach ein Kind, das deutlich erfolgreicher ist, als man es angesichts seiner sozialen Herkunft statistisch erwarten würde. Als Maß für den schulischen Erfolg benutzt die OECD die Lesekompetenz der 15-Jährigen. Mädchen schneiden in dem Vergleich deutlich besser ab als Jungen.

Kritisch ist die OECD auch mit Blick auf die hoch qualifizierten Menschen in Deutschland. Deren Anteil sei seit fünf Jahrzehnten kaum gewachsen, stellt die Organisation fest. Laut der Studie erwarb vor 50 Jahren knapp jeder fünfte junge Erwachsene einen Hoch- oder Fachschulabschluss beziehungsweise einen Meisterbrief – heute ist es etwa jeder Vierte (26 Prozent). „Lag Deutschland vor einem halben Jahrhundert mit diesen Werten im Mittelfeld aller 24 Länder, für die Daten vorhanden sind, so ist es nunmehr auf einen der untersten Plätze abgerutscht“, mahnt die OECD.

Ein hoher Bildungsabschluss bringe etliche Vorteile mit sich, so die Pariser Experten: Er reduziere die Gefahr der Arbeitslosigkeit und biete bessere Verdienstmöglichkeiten. Menschen mit höherer Bildung seien zufriedener und hätten eine positivere Einstellung zur Gesellschaft.

Sie seien häufiger ehrenamtlich tätig und beteiligten sich stärker an Wahlen. Auch der Fiskus habe etwas von dieser Investition: Ein Mensch mit hohem Abschluss bringe der deutschen Staatskasse über seine Steuergelder und Abgaben 169.000 US-Dollar (rund 124.000 Euro) mehr ein, als seine Ausbildung koste. (epd)