Es gibt zu wenige Hochschulabsolventen. Arbeitgeber müssen laut OECD für Hochqualifizierte 20.000 Dollar mehr zahlen als in anderen Ländern.

Berlin. Die notwendigen Bildungsreformen kommen in Deutschland im Vergleich zu anderen wichtigen Industrienationen nur schleppend voran. Dies geht aus dem neuen OECD-Bildungsbericht 2011 hervor, der in Berlin vorgestellt wurde. So haben wichtige Konkurrenten auf dem Weltmarkt in den vergangenen zehn Jahren die Zahl ihrer Studenten und Hochschulabsolventen weitaus stärker steigern und die Zahl der Geringqualifizierten stärker reduzieren können als die Bundesrepublik. Doch es fehlen in Deutschland nicht nur Akademiker, sondern auch Meister und Techniker sowie andere qualifizierte Fachkräfte, heißt es in dem Bericht.

In der Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen, die in den nächsten Jahren aus dem Arbeitsleben ausscheiden wird, gibt es 2,46 Millionen Akademiker. In der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen ist diese Zahl mit 2,48 Millionen nur geringfügig höher. Gleichzeitig ist aber die Nachfrage nach Hochschulsolventen auf dem Arbeitsmarkt wegen der gestiegenen Qualifikationsanforderungen in der Wirtschaft weltweit erheblich gestiegen.

Selbst zum Höhepunkt der Wirtschaftskrise 2008/2009 ist die Erwerbsquote von Akademikern in Deutschland weiter gestiegen. Wegen des knappen Angebots an akademischen Arbeitskräften müssen deutsche Arbeitgeber laut Bericht deutlich mehr für diese qualifizierten Beschäftigten zahlen als in anderen OECD-Ländern. Im Schnitt sind dies 20.000 US-Dollar pro Jahr mehr. Die Bildungsausgaben liegen in Deutschland nach internationalen OECD-Kriterien immer noch deutlich unter dem Schnitt der anderen Industrienationen. 1995 gab Deutschland 5,1 Prozent seines Bruttoinlandsproduktes für Bildung aus. 2008 waren dies laut Bericht nur 4,9 Prozent. Der OECD-Schnitt lag in diesem Jahr bei 5,9 Prozent. Damit lag Deutschland auf Platz 30 unter 36 Industrienationen.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ist der Zusammenschluss der wichtigsten Industrienationen und ihrer Partnerländer. Die Experten der Pariser Zentrale analysieren weltweit die Entwicklung von Wirtschaft, Sozialpolitik und Bildung in diesen Ländern. Die OECD ist auch Veranstalter des weltweit größten Schulleistungstests PISA. (dpa/abendblatt.de)