Scotland Yard hat den mutmaßlichen Sprecher der Hackergruppe LulzSec festgenommen, einem Ableger von Anonymous. Er hatte als “Topiary“ Interviews gegeben.

London. Ein Schlag gegen Hacker ist der britischen Polizei gelungen. Wie Scotland Yard berichtete, haben Angehörige einer Spezialeinheit für Cyberkriminalität einen 18-Jährigen auf den Shetland-Inseln aufgegriffen. Es soll sich um den mutmaßlichen Sprecher der Hackergruppe Lulz Security handeln. In den vergangenen Wochen war der Mann öfters in der Presse zu lesen, er hatte mehrere Interviews unter dem Namen „Topiary“ gegeben. Lulz Security ist ein Ableger des Hackerkollektivs Anonymous, das sich zu einer Reihe von Hackerangriffen in Europa und in den USA bekannt hat. (dapd)

Chronologie der Hacker-Angriffe von LulzSec:

Anfang Mai: LulzSec meldet sich bei Twitter an. Die Gruppe berichtet von ersten Hackerangriffen unter anderem auf Fox.com und veröffentlicht Informationen über Kandidaten der Talentshow „X Factor“.

30. Mai: LulzSec knackt die Website der nichtkommerziellen US-Senderkette PBS und stellt einen gefälschten Bericht ein, in dem behauptet wird, der gestorbene Rapper Tupac Shakur sei tatsächlich noch am Leben. PBS hatte zuvor eine kritische Dokumentation über WikiLeaks-Gründer Julian Assange ausgestrahlt.

2. Juni: Die Gruppe gibt bekannt, dass sie sich beim Filmvertrieb Sony Pictures Entertainment eingehackt hat. Sie veröffentlicht die Benutzernamen, Passwörter, E-Mail-Adressen und Telefonnummern von Tausenden Privatleuten, die dem Unternehmen die Informationen zumeist bei der Teilnahme an Gewinnspielen gegeben hatten. Sony alarmiert das FBI.

3. Juni: Die Hacker haben nach eigener Mitteilung einer Partnerorganisation des FBI namens InfraGard in Atlanta rund 180 Passwörter gestohlen. Mit einem davon will sie fast 1.000 E-Mails einer Internet-Beobachtungsfirma abgegriffen haben, darunter auch einen Bericht über die mögliche Sabotage der libyschen Ölindustrie durch Computerviren.

10. Juni: LulzSec veröffentlicht E-Mail-Adressen und Passwörter von Nutzern einer Porno-Seite.

13. Juni: Die Gruppe bricht in einen Server des US-Senats ein, offenbar ohne größeren Schaden anzurichten. Zudem will sie bei der Videospiele-Firma Bethesda Softworks Informationen über mehr als 200.000 Kunden gestohlen haben.

16. Juni: LulzSec erklärt sich verantwortlich für technische Probleme auf der CIA-Website.

20. Juni: Diesmal will die Gruppe eine andere Niederlassung von InfraGard angegriffen und hunderte Datensätze gewinnen haben. Zudem hat sie nach eigenen Angaben die Website der britischen Sicherheitsbehörde für schwere organisierte Kriminalität (Serious Organized Crime Agency – SOCA) zum Absturz gebracht.

21. Juni: Gemeinsame Ermittlungen von FBI und Sotland Yard führen zur Festnahme eines 19-jährigen Briten unter dem Verdacht der Cyber-Kriminalität. LulzSec zufolge hatte er nur am Rande mit der Gruppe zu tun.

25. Juni: Lulz Security wünscht „bon voyage“: Die Gruppe gibt via Twitter ihre Auflösung bekannt. Zum Abschluss veröffentlicht sie noch ein Sammelsurium von Daten, die offenbar von Spiele-Seiten und Firmenservern stammen.