In einigen Regionen Somalias lassen die Rebellen Organisationen zu den Hunger leidenden Menschen durch. Sie wollen eine Gewährleistung, dass dies nichts mit politischen Fragen zu tun hat.

Bad. Der Hunger in Somalia ist unbeschreiblich, vor allem Kinder leiden unter der Unterernährung. In die Gebiete, wo Hilfsorganisationen überhaupt hinkommen können, steht ihnen noch eine Barrikade im Weg: Die Rebellen. Diese wollen die Helfer nur durchlassen, wenn versichert sind, dass dies nichts mit politischen Fragen zu tun hat.

Der deutsche Vertreter des UNO-Welternährungsprogramms, Ralf Südhoff, ist optimistisch, dass die Hilfsgüter der Luftbrücke auch in die Rebellengebiete im Süden Somalias gebracht werden können. Im Südwestrundfunk (SWR) sagte er am Donnerstag, unter den radikalislamischen Milizen gebe es „Fraktionen“, die heute schon Hilfsorganisationen in ihren Machtbereich ließen. Im Südwesten des Landes an der Grenze zu Kenia habe die UNO „relativ guten Zugang“ zu den hungernden Menschen erhalten.

Die Verhandlungen mit den Rebellen seien schwierig, da sie Garantien wollten, dass die humanitäre Hilfe „mit politischen Fragen nichts zu tun“ habe, sagte Südhoff. In der somalischen Hauptstadt Mogadischu habe sich die Versorgungslage bereits etwas gebessert. In neu errichteten Ernährungszentren dort würden jetzt vor allem an ausgehungerte Kleinkinder spezielle Energiekekse ausgegeben.

UN-Luftbrücke nach Somalia gestartet

Eine Maschine mit zehn Tonnen Nahrungsergänzungsmitteln an Bord ist am Mittwoch als erstes Flugzeug der UN-Luftbrücke in der somalischen Hauptstadt Mogadischu gelandet. Damit hat das Welternährungsprogramm der UN (WFP) begonnen, Hilfsmittel an die Bevölkerung in dem von einer Dürre geplagten Land zu liefern. Die Europäische Union hat unterdessen Schritte eingeleitet, um den Menschen am Horn von Afrika mit zusätzlichen 60 Millionen Euro zu helfen.

In den kommenden Wochen sollten weitere Hilfsflüge über die Luftbrücke folgen, sagte WFP-Sprecherin Challiss McDonough am Mittwoch. Die Hilfe würde an medizinische Einrichtungen zur Behandlung unterernährter Kinder verteilt, sagte WFP-Sprecher David Orr, der den Flug vom benachbarten Kenia aus begleitet hatte.

Das WFP habe sich für die Luftbrücke entschieden, da eine Lieferung über Land angesichts von derzeit mindestens 18.000 unterernährten Kindern zu lange gedauert hätte, erklärte McDonough. Es werde erwartet, dass die Zahl der betroffenen Jungen und Mädchen auf 25.000 steige, sagte sie. Die am Mittwoch gelieferte Paste auf Butterbasis würde ausreichen, um 3.500 Kinder für einen Monat zu versorgen. Aufgrund der unsicheren Lage im Süden Somalias könne man 2,2 Millionen Hilfsbedürftige nicht erreichen, teilte das WFP mit.

Derweil will die EU den hungernden Menschen am Horn von Afrika mit zusätzlichen 60 Millionen Euro helfen. Entsprechende Schritte habe sie eingeleitet, sagte die für humanitäre Krisen verantwortliche EU-Kommissarin Kristalina Georgieva am Mittwoch nach einem Besuch der Dürre-Regionen in Somalia und Kenia.

Insgesamt würden die Hilfsleistungen für die Region für dieses Jahr damit auf 158 Millionen Euro aufgestockt, sagte Georgieva. Mit dem neuen Geld würden Nahrungsmittel für die am stärksten gefährdeten Familien finanziert. Von der schlimmsten Dürre seit 60 Jahren sind in Somalia, Kenia und Äthiopien elf Millionen Menschen betroffen.

Georgieva hatte am Sonntag das Flüchtlingslager Dadaab in Kenia besucht. Sie sprach von Bildern und Schilderungen „die das Herz brechen“. Die Hilfsorganisationen könnten den Andrang der Hungerflüchtlinge aus Somalia kaum bewältigen. Die Ankömmlinge seien so erschöpft, dass die Sterblichkeitsrate nach oben schnelle. „Wir müssen alles tun, um die Versorgung in Somalia zu verbessern, damit sich die Menschen nicht auf die tödliche Reise machen müssen“, sagte die Kommissarin.

Und trotz Berichten, wonach Lebensmittel in Lagern in Mogadischu verrotteten, müssten weitere Hilfslieferungen in die somalische Hauptstadt gebracht werden. Es gebe trotz der prekären politischen Lage weiterhin Hilfsorganisationen, die sich um die Versorgung der Menschen im Land kümmerten, sagte Georgieva. Die islamistische militante Organisation Al Shabab verglich sie mit „einer Schlange mit vielen Köpfen“. Einige davon seien befriedet und würden den Kampf gegen die Hungersnot nicht länger behindern, „andere beißen noch“.

Zur Verhinderung eines Ausbruchs von Polio und Masern in Ostafrika will UNICEF in einem Notprogramm mehr als 300.000 Kinder impfen. Die zweiwöchige Aktion sei in vier nordkenianischen Regionen sowie im weltweit größten Flüchtlingslager Dadaab geplant, sagte eine Sprecherin des Kinderhilfswerks UNICEF am Mittwoch. Außerdem sollen die Kinder Vitamin A und eine Wurmkur erhalten. In der Region wird ein Flüchtlingszustrom gewaltigen Ausmaßes aus Somalia verzeichnet. Die Menschen leiden wegen extremer Dürre an Hunger. (dapd)