Die Klage gegen Ex-IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn scheitert wohlmöglich. Es gibt Zweifel an der Richtigkeit der Aussagen der Klägerin.

New York. Die Anklage gegen den wegen Vergewaltigungsverdacht unter Hausarrest stehenden ehemaligen IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn droht zu scheitern. Die Staatsanwaltschaft habe Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Klägerin, sagte ein Gewährsmann der Nachrichtenagentur AP am Donnerstag. Daher werde sie bei einem Gerichtstermin am (heutigen) Freitag eine drastische Reduzierung der millionenschweren Kaution fordern, sagte ein Gewährsmann der Nachrichtenagentur AP am Donnerstag. Ein ungewöhnlicher Schritt, zumal die Staatsanwaltschaft anfangs erklärt hatte, die Beweise gegen den ehemaligen geschäftsführenden Direktor des Internationalen Währungsfonds seien erdrückend.

Ein weiterer Gewährsmann hatte ebenfalls am Donnerstag der Nachrichtenagentur AP gesagt, Strauss-Kahns Kautions- und Hausarrestauflagen würden wahrscheinlich gelockert. Strauss-Kahns Anwalt, William Taylor, sagte nur, die Anhörung sei anberaumt worden, um den Kautionsplan zu prüfen. Die Staatsanwaltschaft und die Polizei wollten sich nicht äußern. Staatsanwaltschaft und Verteidigung dürfen die Kautionsentscheidung zu jedem Zeitpunkt in einem laufenden Verfahren vom Richter überprüfen lassen.

Ein Polizist, der mit den Ermittlungen vertraut ist, sich aber nicht öffentlich äußern darf, sagte, die Zweifel müssten sich nicht notwendigerweise auf den Vergewaltigungsvorwurf beziehen, sondern könnten auch bezüglich der Vorgeschichte der Zeugin aufgetreten sein.

Die „New York Times“ berichtete erstmals, dass das Hotel-Zimmermädchen, das Strauss-Kahn sexuelle Angriffe gegen sie vorgeworfen hat, sich seit ihrer ersten Aussage am 14. Mai wiederholt in Lügen verstrickt habe.

Strauss-Kahn steht seit seiner Freilassung auf Kaution in Höhe von einer Million Dollar und einer Hinterlegung von Bürgschaften über fünf Millionen Dollar unter strengem Hausarrest. Der französische Volkswirt und Diplomat wird in einem luxuriösen Stadthaus in Manhattan rund um die Uhr bewacht und muss eine elektronische Fußfessel tragen. Er darf das Stadthaus im trendigen Viertel Tribeca nur verlassen, um Gerichts-, Anwalts- oder Arzttermine wahrzunehmen und einmal wöchentlich an einem Gottesdienst teilzunehmen. Die Sicherheitsmaßnahmen, darunter auch Überwachungskameras, kosten ihn schätzungsweise 200.000 Dollar im Monat, die Miete beträgt 50.000 Dollar. Der 62-Jährige weist die Vorwürfe, Mitte Mai das 32-Jährige Zimmermädchen in New York sexuell angegriffen zu haben, zurück. (dapd)