Und was ein Banküberfall mit dem Finanzamt zu tun hat: Experte Paul Kirchhof verteidigt sein vereinfachtes Steuermodell und rechnet ein Beispiel vor.

Dortmund/Heidelberg. Der Steuerexperte Paul Kirchhof hat seinen Entwurf für ein vereinfachtes Steuersystem gegen Vorwürfe verteidigt, es würde Geringverdiener benachteiligen. „Bei einer Familie mit zwei Kindern beträgt der Freibetrag in unserem Modell derzeit zweimal 10.000 Euro plus zweimal 8000 Euro für die Kinder. Das bedeutet ein steuerfreies Einkommen von 36.000 Euro im Jahr. Das ist einmalig sozial“, sagte Kirchhof den „Ruhr Nachrichten“. Das geltende, komplizierte Steuersystem führe dazu, dass die Bürger sich entsolidarisierten. „Wir müssen wieder Rechtsbewusstsein im Steuerrecht schaffen. Menschen, die nie einen Banküberfall begehen würden, sind bereit, Steuern zu hinterziehen. Da zerbröselt ein Fundament unseres Staates“, warnte Kirchhof.

Von Steuersenkungen, wie sie derzeit die Regierungskoalition berät, hält Kirchhof nichts: „Die hohe Neuverschuldung lässt derzeit keine Steuersenkung auf Pump zu. Sie ginge zulasten der nächsten Generation.“

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hat derweil schrittweise Steuersenkungen in einem Umfang von fünf Milliarden Euro ab 2013 angeregt. „Das ist eine Größenordnung, die möglicherweise realistisch ist“, sagte Bouffier der „Rheinischen Post“. „Wenn die Wirtschaft weiter so blüht und damit die Steuereinnahmen weiter so wachsen, ist eine erste Korrektur der kalten Progression ab 2013 möglich“, sagte er. In den Folgejahren könnten schrittweise Erleichterungen vereinbart werden. Auf einen Schlag könnten die Länder die geplanten Steuersenkungen nicht verkraften.

Bouffier brachte zudem eine Absenkung des Solidaritätsbeitrags ins Gespräch. „Eine schnellere Rückführung dieser Leistungen halte ich für möglich, beispielsweise eine degressive Reduzierung, das heißt Schritt für Schritt.“ (dapd)