Die Affäre um die abgeschriebene Doktorarbeit ist aber noch nicht beendet. Die FDP will Silvana Koch-Merin nicht vorverurteilen.

Berlin/Brüssel/Hamburg. Die FDP-Spitze hat erleichtert auf die Entscheidung von Silvana Koch-Mehrin reagiert, sich aus dem Industrie- und Forschungsausschuss des Europaparlaments zurückzuziehen. „Wir sind dankbar, dass sie der Bitte von (Parteichef) Philipp Rösler gefolgt ist, um hier auch eine andere Ausschussmitgliedschaft anzustreben“, sagte FDP-Generalsekretär Christian Lindner. Die frühere FDP-Spitzenpolitikerin in Brüssel, der Mitte Juni wegen massiver Plagiate der Doktortitel aberkannt worden war, hatte am Wochenende den Wechsel in einen anderen Ausschuss des EU-Parlaments bekannt gegeben. Zuvor hatte die Allianz der großen Wissenschaftsorganisationen in Deutschland die liberale Abgeordnete zum Verlassen des Forschungsgremiums aufgefordert. Eine Bagatellisierung von Plagiaten in wissenschaftlichen Arbeiten beschädige die Reputation der deutschen Forschung, erklärte die Allianz. Internet-Aktivisten von VroniPlag hatten mitgeholfen, das Plagiat von Koch-Mehrin aufzudecken . Koch-Mehrin hatte sich trotzig gezeigt, als ihr der Doktorgrad entzogen wurde. Sie sagte, die Uni hätte ihre Arbeit besser prüfen müssen.

FDP-Generalsekretär Lindner sagte, Koch-Mehrin warte unverändert auf den Bescheid der Universität Heidelberg zum Entzug der Promotion. Sie werde die Entscheidung prüfen und erwäge rechtliche Schritte. „Solange diese Prüfung nicht abgeschlossen ist, verbietet es sich, abschließend darüber zu urteilen.“ Parteiintern gibt es Forderungen, dass die FDP-Spitze Koch-Mehrin auch zum Verzicht auf ihr EU-Mandat bewegen sollte.

Bereits im Mai hatte die 40-Jährige wegen der Vorwürfe, sie habe bei der Promotion massiv getäuscht, ihre Posten als Vorsitzende der FDP im Europaparlament und Vizepräsidentin des Europaparlaments niedergelegt. Nach dem Verlust ihres Doktortitels wurde sie dann überraschend Vollmitglied im Forschungs- und Industrieausschuss des EU-Parlaments. Seit 2009 war sie dort nur stellvertretendes Mitglied gewesen. Koch-Mehrin hatte den Ausschuss-Sitz mit ihrem Parteikollegen Jorgo Chatzimarkakis getauscht, der ebenfalls durch Plagiatsvorwürfe belastet ist. (dpa/abendblatt.de)