Auch der Wehrbeauftragte des Bundestages hat sich eingeschaltet. Haben Kinder in der Kaserne in Bayern auf Holzhäuser geschossen?

Bad Reichenhall/München. Die umstrittenen Kriegsspiele für Kinder in einer Bad Reichenhaller Kaserne sind nun auch ein Fall für den Staatsanwalt und den Wehrbeauftragten des Bundestages. Die Staatsanwaltschaft in Traunstein hat wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und wegen Volksverhetzung Vorermittlungen aufgenommen. „Da hat jemand nicht zu Ende gedacht“, zitiert der „Münchner Merkur“ zudem einen Sprecher des Wehrbeauftragten. Auch die Bundeswehr ermittelt zu den Kriegsspielen.

Bei einem Tag der offenen Tür hatten Kinder vor eineinhalb Wochen unter Anleitung von Soldaten der Gebirgsjägerbrigade 23 auf kleine Holzhäuser schießen können. Dafür war eigens eine Stadt mit dem Ortsschild der realen Stadt Mitrovica im Kosovo nachgebaut worden. In der Stadt Mitrovica kam es im Zweiten Weltkrieg und im Kosovo-Krieg 1999 zu schweren Kämpfen.

Es werde untersucht, ob bei der Aktion „bestehende Vorschriften und Regeln“ missachtet wurden, wie Norbert Rahn vom Verteidigungsministerium dem epd erklärte. Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen hätten die Kinder und Jugendlichen – anders als bislang dargestellt – nicht auf die Modellstadt mit Holzhäusern geschossen. Vielmehr sei es darum gegangen, bei dem Spiel die Entfernung zu einzelnen Objekten zu schätzen, sagte Heeressprecher Rahn. Gleichwohl müsse geprüft werden, ob gegen die Grundregeln für derlei Aktionen verstoßen worden sei.

Der Münchner Militärdekan Alfred Gronbach sagte dem epd, die Aktion zeuge von „wenig Feingefühl“ und sei „moralisch fragwürdig“. Er warnte vor vorschnellen Urteilen: Es sei wichtig, bei der Untersuchung akribisch vorzugehen, um die richtigen juristischen und disziplinarischen Entscheidungen treffen zu können. „Als Militärseelsorger greifen wir nicht in die Ermittlungen ein, geben aber Hilfestellung zu einem kritischen Umgang mit der Aktion“, sagte Gronbach.

Den Eklat um das „Kriegsspiel“ in der Kaserne hatte es gegeben, nachdem das autonome Bündnis „Rabatz“ einige Fotos der Veranstaltung mit entsprechendem Kommentar ins Internet gestellt hatte. Darin forderte das Bündnis unter anderem die Aufarbeitung der Geschichte Bad Reichenhalls, ein Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und eine „sofortige Schließung der nach dem SS-General Rudolf Konrad benannten Kaserne“. (dpa/epd)