In Kabul hat ein afghanischer Pilot zehn Menschen, darunter acht US-Soldaten, erschossen. Auslöser soll ein Streit gewesen sein.

Kabul. Ein afghanischer Pilot hat in Kabul auf dem Militärflughafen acht US-Soldaten und zwei weitere Menschen erschossen. Der Grund für die Schüsse sei offenbar ein Streit gewesen. Wie das Verteidigungsministerium in Kabul mitteilte, sei der Mann anschließend von afghanischen Soldaten getötet worden. Unterdessen hat die Isaf-Mission den Tod von acht Soldaten und eines nicht näher genannten "Auftragsnehmers“ bestätigt. Nähere Informationen zu ihrer Nationalität wurden aber nicht gemacht.

Ein Streit zwischen dem Piloten und den Isaf-Soldaten soll Auslöser des Schusswechsels gewesen sein, wie das Verteidigungsministerium erklärte. Der Vorfall ereignete sich demnach in dem an den zivilen Teil des Flughafens angrenzenden militärischen Teil. Dort befindet sich neben dem Hauptquartier der afghanischen Luftwaffe auch das von der Nato geleitete Ausbildungszentrum für die afghanische Piloten.

Deutsche Soldaten sollen von dem Vorfall nicht betroffen sein, wie ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam sagte. Derzeit sind rund 300 deutsche Soldaten in Kabul stationiert. Sie werden auch immer wieder am Militärflughafen eingesetzt.

Bei dem Piloten soll es sich, nach Informationen eines afghanischen Behördenvertreters, der anonym bleiben wollte, um einen 50-Jährigen aus einer angesehenen Kabuler Familie. Auch er sagt, dass der Anlass der Tat ein Streit gewesen sei. Der Pilot habe die anderen mit einer Pistole erschossen.

Die radikalislamischen Taliban erklärten in einer SMS, einer ihrer Kämpfer, der auf dem Flughafen arbeite, habe den Angriff verübt. In den vergangenen Monaten hatten Islamisten in Armee- oder Polizeiuniformen immer wieder gut bewachte Einrichtungen der afghanischen Sicherheitskräfte oder Behörden angegriffen. So attackierte ein Mann mit Sprengstoffweste vergangene Woche das Verteidigungsministerium. Zwei Soldaten und der Angreifer starben, bevor dieser seine Sprengstoffweste zur Explosion bringen konnte.

Nach dem Vorfall sagte das Verteidigungsministerium eine für Donnerstag geplante Militärparade aus „Sicherheitsgründen“ ab. Der „Mudschahedin-Tag“ ist ein nationaler Feiertag, an dem des Sturzes der kommunistischen Regierung 1992 gedacht wird. Drei Jahre nach dem Abzug der Sowjetarmee hatten die seit den 80er Jahren gegen die sowjetischen Truppen in Afghanistan kämpfenden ultrakonservativen Mudschahedin die von Moskau unterstützte Regierung von Mohammed Nadschibullah gestürzt. An diesem Tag findet alljährlich eine große Militärparade in Kabul statt. 2008 war bei diesem Anlass ein Anschlag auf Präsident Hamid Karsai versucht worden.

Der Schusswechsel am Mittwoch war der tödlichste Vorfall für die Isaf-Truppe seit dem 21. September, als bei einem Hubschrauberabsturz im Süden des Landes neun US-Soldaten ums Leben kamen. (abendblatt.de/afp)