Ägyptens Ex-Präsident war zum ersten Mal seit seinem Sturz vor zwei Monaten vernommen worden. Dabei erlitt er wohl einen Herzinfarkt.

Kairo. Der ehemalige ägyptische Präsident Husni Mubarak ist am Dienstag in ein Krankenhaus im Badeort Scharm el Scheich gebracht worden. Er hat offenbar bei einer Befragung einen Herzinfarkt erlitten. Ihm werden Korruption und Veruntreuung staatlicher Gelder vorgeworfen. Ermittler der Staatsanwaltschaft hätten Mubarak wegen Vorwürfen der Bestechung und des Machtmissbrauchs vernommen, als dieser den Infarkt erlitten habe, berichtete das staatliche Fernsehen am Dienstagabend.

Der Gesundheitszustand des Ex-Präsidenten sei „mehr oder weniger“ stabil, sagte Krankenhausdirektor Mohammed Fathallah dem ägyptischen Staatsfernsehen. Nach drei Jahrzehnten an der Macht war Mubarak am 11. Februar zurückgetreten. Seitdem steht er in seiner Villa in Scharm el Scheich unter Hausarrest. Die ägyptische Justiz hatte am Sonntag Mubarak sowie seine beiden Söhne Alaa und Gamal zu einer Vernehmung vorgeladen. Sie wirft ihnen Gewalt gegen friedliche Demonstrationen sowie Veruntreuung staatlicher Gelder vor.

In einem gepanzerten Fahrzeug war Mubarak von seinem Haus in Scharm-el-Scheich in die Stadt Al-Tur gefahren. Vorsorglich war das dafür vorgesehene Justizgebäude gegen mögliche Angriffe gesichert worden. Vergangenen Freitag hatten bei einer Großdemonstration in Kairo zehntausende Ägypter eine Bestrafung Mubaraks und anderer Regimegrößen gefordert. Innenminister Mansur el Issawi hatte Mubarak und seinen Söhnen mit Festnahme gedroht, sollten sie der Vernehmung fernbleiben. Mubarak weist bislang alle Vorwürfe zurück. Noch am Sonntag bekräftigte er in einer vom Sender El Arabija ausgestrahlten Tonbandaufzeichnung, er habe sich nichts vorzuwerfen.

Immer mehr Funktionäre seines Regimes landen unterdessen hinter Gittern. Aus Justizkreisen verlautete am Dienstag, der frühere Parlamentspräsident Fathi Surur sei für diesen Mittwoch zu einer ersten Anhörung durch die Ermittlungsbehörden einbestellt worden. Vermutlich werde für ihn Untersuchungshaft angeordnet. In den vergangenen Tagen waren bereits mehrere Ex-Funktionäre aus der Mubarak-Ära wegen des Verdachts der illegalen Bereicherung im Amt in Untersuchungshaft genommen worden. Darunter sind der Vorsitzende des Schura-Rates, Safwat al-Scharif, und Ex-Ministerpräsident Ahmed Nasif. Die Minister für Inneres, Wohnungsbau und Tourismus sitzen schon länger in Haft.

Währendessen wächst die Kluft zwischen dem Militär und der Bevölkerung. „Das Volk und die Armee gehen Hand in Hand“, war einer der Slogans der ägyptischen Revolution, die im Februar Präsident Mubarak zu Fall gebracht hatte. Doch inzwischen werfen viele Ägypter der Armee vor, sie sorge weder für Sicherheit im Land noch distanziere sie sich von den undemokratischen Praktiken der Mubarak-Ära.

Am Dienstag kritisierte die Ägyptische Organisation für Menschenrechte (EOHR) die Verurteilung eines Bloggers zu drei Jahren Haft durch ein Militärgericht. Der 25 Jahre alte Internet-Aktivist muss wegen „Beleidigung der Streitkräfte“ in Haft. Die Menschenrechtsorganisation forderte, es dürfe keine Verfahren gegen Zivilisten vor Militärgerichten mehr geben. Zuvor hatte die Organisation bereits den Einsatz von „übertriebener Gewalt“ gegen Demonstranten durch die Militärpolizei verurteilt.