Die Christdemokraten in Sachsen-Anhalt haben die Landtagswahl gewonnen. Die Linke wird zweitstärkste politische Kraft und hält die Sozialdemokraten auf Abstand. Die Grünen ziehen seit 13 Jahren erstmals wieder in den Landtag ein, während die Liberalen und die NPD an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. Der Wahlabend im Liveticker.

Magdeburg/Hamburg. Rund zwei Millionen Menschen in Sachsen-Anhalt haben am Sonntag die Zusammensetzung des Landtags in Magdeburg für die kommenden fünf Jahre bestimmt. Bereits im Verlauf des Wahltages zeichnete sich ab, dass die Wahlbeteiligung in dem ostdeutschen Bundesland dieses Mal höher war als vor fünf Jahren. 2006 hatten 44,4 Prozent der Berechtigten von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Damit lag die Wahlbeteiligung seinerzeit so niedrig wie noch nie bei einer Landtagswahl in Deutschland. Dieses Mal gingen ARD und ZDF von einer Wahlbeteiligung von mehr als 52 Prozent aus. Der bisherige Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) steht aus Altersgründen für eine weitere Amtszeit nicht zur Verfügung. Die Wahllokale schlossen um 18 Uhr.

Der Wahlabend im Liveticker.

18.00: Die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt ist beendet, die Wahllokale sind geschlossen.

18.01: Prognose: CDU: 32,5 Prozent (36,2), SPD: 21,5 Prozent (21,4), Linke: 23,5 Prozent (24,1), Grüne: 6,5 Prozent (3,6), FDP: vier Prozent (6,7), NPD: 4,5 Prozent (DVU/REP:3,5). In Klammern die Ergebnisse der Landtagswahl 2006.

18.06: Die SPD-Landesvorsitzende Katrin Budde hat sich über die ersten Prognosewerte zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt enttäuscht gezeigt. „Nein, das ist nicht, was wir uns erhofft haben“, sagte sie. Zum vermutlichen Scheitern der NPD an der Fünf-Prozent-Hürde sagte sie: „Das ist die beste Nachricht des Tages.“

18.08: CDU-Bundesgeschäftsführer Peter Altmaier: "Das ist bundespolitisch ein Signal, dass die Menschen Solidität und Seriosiät wollen. Es behalten jene Recht, die kühlen Kopf behalten."

18.09: Linke-Chef Klaus Ernst: "Die SPD muss sich entscheiden und ob sie ihr Programm ernst nimmt. Das geht nur mit der Linken. Wir stehen zur Verfügung. Wir sind stärker und werden den Anspruch erheben, die Koalition zu führen."

18.11: Grünen-Chefin Claudia Roth: "Wir haben nicht profitiert von den Ereignissen der vergangenen Tage, sondern von der Kompetenz der grünen Politikerinnen und Politiker in Sachsen-Anhalt. Das gibt uns Schub für die beiden Landtagswahlen in einer Woche. Heute ist der erste Schritt getan worden, 2013 Angela Merkel und Guido Westerwelle auf Bundesebene abzulösen."

18.14: Erste Hochrechnung: CDU: 32,6 Prozent (minus 3,6 Prozent), SPD: 21,5 Prozent (plus 0,1), Linke: 23,5 Prozent (minus 0,6), Grüne: 6,7 Prozent (plus 3,1), FDP: 3,9 Prozent (minus 2,8), NPD: 4,5 Prozent

18.17: FDP-Chef Guido Westwelle: "Wir haben diese Wahl verloren. Es gibt nichts zu beschönigen. Wir werden diese Wahlniederlage gemeinsam tragen. Die FDP steht auch zusammen, wenn es wie an diesem Abend einmal gründlich schief gegangen ist."

18.20: CDU-Spitzenkandidat Reiner Haseloff geht davon aus, dass die SPD, wie im Wahlkampf angekündigt, keinen Ministerpräsidenten der Linken wählen wird. „Ich denke, er (SPD-Spitzenkandidat Jens Bullerjahn) wird zu seinem Wort stehen. Er hat sich klar positioniert.“

18.22: SPD-Spitzenkandidat Jens Bullerjahn: "Sicherlich hätten wir uns mehr gewünscht. Wir werden das Ergebnis genau analysieren. Was aber nicht geht: Es wir keinen Ministerpräsident der Llinken geben."

18.24: "Es freut uns sehr, dass die NPD den Einzug in den Landtags verpasst hat. Das ist ein Signal über das Land hinaus. Am meisten freut uns aber der Einzug der Grünen in den Landtag. Es war deutlich: Bislang fehlte Grün im Landtag. Die Grünen sind derzeit in 14 von 16 Landtagen vertreten. In der kommenden Woche haben wir die Chance, dass in Baden-Württemberg der erste grüne Ministerpräsident in Deutschland gewählt wird."

18.26: SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles: "Es gibt einen großen Gewinner, die demokratische Kultur in Deutschland. Die NPD hat den Einzug in den Landtag Sachsen-Anhalts nicht geschafft. Es gibt zudem einen klaren Verlierer: die FDP. Die FDP bekommt ihre Quittung für ihre Klientelpolitik."

18.28: CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe: "Ich freue mich, dass die CDU politisch stärkste Kraft in Sachsen-Anhalt geworden ist. Sachsen-Anhalt hat sich wirtschaftlich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt. Die Menschen wollen eine Fortsetzung der großen Koalition."

18.30: CDU-Spitzenkandidat Reiner Haseloff: "Die Menschen haben das Votum abgegeben, dass sie eine Fortsetzung der großen Koalition wollen. Ich denke, SPD-Spitzenkandidaten Jens Bullerjahn hält Wort und setzt die Koalition mit der CDU fort."

18.33: Sachsen-Anhalts CDU-Chef Thomas Webel geht von einer Fortführung der Koalition mit der SPD in Sachsen-Anhalt aus. „Wir haben vor der Wahl gesagt, dass wir die Regierungsarbeit mit der SPD fortsetzen wollen, und das sagen wir auch nach der Wahl.“ Nach den bisherigen Prognosen gebe es auch keine Wechselstimmung.

18.35: Linke-Landeschef Matthias Höhn: "Wir haben das beste Ergebnis aus dem Jahre 2006 gehalten. Es gibt eine Mehrheit für Mindestlöhne und für ein längeres gemeinsames Lernen. Ich hoffe, dass wir eine Koalition mit der Linken gestalten können."

18.36: Christoph Erdmenger (Grüne): "Ohne den Bundestrend wäre das Ergebnis sicher nicht so gut gewesen. Es lag aber auch an unserer eigenen Stärke."

18.38: FDP-Landeschefin Cornelia Pieper: "Es war eine typische Landtagswahl. Die Niederlage der FDP liegt sicher auch daran, dass in den vergangenen Tagen viele Themen von der weltpoltischen Lage dominiert wurden."

18.43: Nach Angaben des ZDF liegt die Wahlbeteiligung in Sachsen-Anhalt wohl bei deutlich über 50 Prozent. 2006 waren es etwas mehr als 44 Prozent gewesen.

18.48: SPD-Bundestagsfraktionschef Frank-Walter Steinmeier: "Das ist kein Abend, an dem die SPD in Sachsen-Anhalt traurig sein muss. Sie hat ihren Stimmenanteil gegenüber 2006 gehalten. Die Bundespolitik scheint für die Wähler in Sachsen-Anhalt keine Rolle gespielt zu haben. CDU und FDP haben verloren. SPD und Grüne haben jetzt die Chance, die Union und die Liberalen in Baden-Württemberg von der Regierung abzulösen.

18.50: CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe: "Die Panikmache von Rot-Grün aus Berlin hält die Menschen in den Bundesländern nicht davon ab, bei Landtagswahlen ihre Interessen zum Ausdruck zu bringen. Die ernste Situation in den vergangenen Tagen hat dazu geführt, dass die Menschen Solidität und Verantwortungsbewusstsein erwarten. Dafür steht Bundeskanzlerin Angela Merkel."

18.52: Dietmar Bartsch, Bundestagsabgeordneter der Linken: "Es gibt eine Mehrheit für Rot-Rot in Magdeburg. Die SPD muss sich ernsthaft fragen, mit wem sie besser ihr Wahlprogramm durchsetzen kann."

18.53: Zweite ZDF-Hochrechnung: CDU: 32,9 Prozent, Linke: 23,4 Prozent, SPD: 21,3 Prozent, Grüne: 6,7 Prozenht, FDP: 3,9 Prozent, NPD: 4,7 Prozent

18.58: Laut ZDF verlieren CDU, SPD, FDP und die Linke bei den jüngeren Wählern. Die Grünen und vor allem die NPD legen dagegen bei den unter 30-Jährigen zum Teil deutlich zu.

19.02: Dritte ZDF-Hochrechnung: CDU: 32,9 Prozent (minus 3,3), Linke: 23,3 Prozent (minus 0,8), SPD: 21,7 Prozent (plus 0,3), Grüne: 6,6 Prozent (plus 3,0), FDP: vier Prozent (minus 2,7), NPD: 4,7 Prozent)

19.03: Dem ZDF zufolge wird sich der künftige Landtag wie folgt zusammensetzen: CDU: 39 Abgeordnete, Linke: 27, SPD: 25, Grüne: acht.

19.04: Grünen-Spitzenkandidatin Claudia Dalber: "Wir haben viele Menschehn mit unseren grünen Antworten erreicht. Allerdings hätten wohl auch die Ereignisse in Japan sicher viele motiviert, wieder Grün zu wählen. Vermutlich seien viele neue Wähler durch die klare Aussage ihrer Partei gegen die Atomenergie hinzugewonnen worden. „Das heißt für uns im Landtag ganz klar, dass wir auf einen Ausbau der erneuerbaren Energie setzen.“ Dalbert sprach sich auch gegen den Neubau von Kohlekraftwerken in Sachsen-Anhalt aus.

19.09: FDP-Spitzenkandidat Veit Wolpert zeigt sich angesichts des Ergebnisses der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt zerknirscht. „Das ist sehr enttäuschend für uns.“

19.16: Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit hat die gestiegene Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt als positives Zeichen gewertet. Dazu habe die aktuelle Debatte nach dem Erdbeben in Japan beigetragen. „Der zuletzt beobachtete Trend sinkenden Interesses an Landtagswahlen ist also kein Naturgesetz.“

19.39: CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt: "Die SPD hat jetzt die Pflicht zu einer Koalition der Verantwortung und sollte nicht auf die Dunkelroten schielen."

19.42: FDP-Generalsekretär Christian Lindner: "Fraglos gibt es bundespolitische Einflüsse. Wir werden sicher die Energiepolitik konkretisieren müssen."