Brüssel. Die Nato nimmt erstmals Computer-Angreifer ins Visier. Die Abwehr sogenannter Cyber-Attacken ist Teil des neuen strategischen Konzepts des Bündnisses, das der Nato-Gipfel im November in Lissabon verabschieden soll. Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen legte den streng geheimen Bericht zu Wochenbeginn den 28 Bündnisstaaten vor. Diplomaten bestätigten damit einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung".

Mit der Abwehr von Internet-Angriffen geht Rasmussen insbesondere auf Forderungen osteuropäischer Mitgliedstaaten ein. 2007 hatten Hacker Server in Estland lahmgelegt, die Spur ließ sich anschließend bis nach Russland zurückverfolgen. Die USA halten derzeit mit Beteiligung von zwölf europäischen Ländern eine Übung namens "Cyber Storm III" ab, welche eine groß angelegte Attacke auf die amerikanische Infrastruktur simuliert.

Welche Gefahren aus dem Internet drohen, zeigt das Computervirus Stuxnet, das jetzt in Rechnern von Industrieanlagen im Iran sowie in Indien, China, Pakistan und Indonesien auftauchte. Stuxnet wird gefürchtet, weil der Angreifer damit die Kontrolle über zentrale Systeme von Fabriken übernehmen und die Anlagen im schlimmsten Fall zerstören könnte. Da das Virus zunächst im Iran und dort auch in Atomanlagen auftauchte, schließen Experten eine Herkunft in Israel nicht aus. Peking beschuldigt dagegen die USA. In China sollen sechs Millionen Computer mit Stuxnet infiziert sein.