Der Kremlkritiker will vor den Gerichtshof für Menschenrechte ziehen. Kaum ein Trost: Acht Jahre Haft in Sibirien werden ihm angerechnet.

Moskau. Der Kremlkritiker Michail Chodorkowski, 47, ist in einem umstrittenen zweiten Prozess zu dreizehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Die erste Strafe von acht Jahren aus einem ersten Verfahren werde aber darauf angerechnet, urteilte Richter Viktor Danilkin nach Angaben der Agentur Interfax. Damit bleibt der Gegner von Regierungschef Wladimir Putin vermutlich bis 2017 in Haft.

Chodorkowskis Ex-Geschäftspartner Platon Lebedew erhielt dieselbe Strafe. Das Verfahren wegen Unterschlagung von Öl und Geldwäsche gilt international als politisch motiviert.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich enttäuscht über das Urteil gegen Chodorkowski geäußert und von einem harten Strafmaß gesprochen. „Es bleibt der Eindruck, dass politische Motive bei diesem Verfahren eine Rolle gespielt haben“, sagte Merkel nach Angaben des Bundespresseamtes. „Dies widerspricht Russlands immer wieder geäußerter Absicht, den Weg zur vollen Rechtsstaatlichkeit einzuschlagen.“

Russlands bekanntester Häftling Chodorkowski ist sich auch nach mehr als sieben Jahren Haft im sibirischen Straflager treu geblieben. Er sei ungebrochen, sagte er. Äußerlich gelassen hatte er monatelang in dem zweiten Verfahren wegen Unterschlagung und Geldwäsche in einem Moskauer Gerichtssaal in einem Käfig aus kugelsicherem Glas gesessen. Die Anschuldigungen verfolgte der in zweiter Ehe verheiratete Vater von vier Kindern meist mit einem ironischem Lächeln.

Mittlerweile ist der einst reichste Mann des Landes für viele ein Symbol für den Widerstand gegen die autoritäre Politik seines Erzfeindes Wladimir Putin geworden. Das Gesicht mit der randlosen Brille und den kurz geschorenen Haaren ziert schon längst Protestplakate. Unbeugsam kündigte Chodorkowski an, er werde gegen einen Schuldspruch bis vor den Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg ziehen. Eine Begnadigung durch Präsident Dmitri Medwedew lehnt er ab – denn dafür müsste Chodorkowski seine Schuld eingestehen.