Spannungen zwischen Irland und dem Vatikan, geplante Militäreinsätze von Kolumbien in Venezuela und weltweite Demos zur Befreiung von Assange.

Madrid. Zahlreiche neue Wikileaks-Enthüllungen haben am Wochenende weltweit für Aufsehen gesorgt. So ist in den angeblichen US-Dokumenten unter anderem von Spannungen zwischen Irland und dem Vatikan die Rede, von einem geplanten Anti-Terror-Zentrum in Barcelona sowie von Militärplänen Kolumbiens auf venezolanischem Gebiet. Derweil demonstrierten Unterstützer von Wikileaks-Gründer an mehreren Orten, in Madrid etwa kamen am Samstag mehr als 100 Menschen zu einer Kundgebung vor der britischen Botschaft zusammen.

Der Anwalt von Wikileaks-Chef Julian Assange glaubt an eine Verschwörung gegen seinen Klienten, der wegen des Verdachts der Vergewaltigung in Großbritannien festgenommen wurde. In der „Bild am Sonntag“ sagte Mark Stephens: „Die Sexsache ist doch nur ein vorgeschobener Tatvorwurf wegen eines Delikts, das die Inhaftierung des Verdächtigen ermöglicht, während die Ermittlungen im Zusammenhang mit dem eigentlichen, schwereren Verbrechen andauern.“ Als Drahtzieher vermutet Stephens die USA, wo derzeit ein Verfahren gegen Assange wegen der Veröffentlichung der geheimen Dokumente vorbereitet werde.

Aus den am Wochenende veröffentlichten Unterlagen des amerikanischen Außenministeriums geht hervor, dass die US-Diplomaten Spanien als besonders terrorgefährdet einschätzten. Demnach erwogen die USA 2007 die Einrichtung eines „Anti-Terror-, Kriminalitätsbekämpfungs- und Geheimdienstzentrums“ in ihrem Konsulat in Barcelona. In der Region lebten immerhin „über eine Million Muslime“, heißt es in den Unterlagen. Unklar blieb, ob der Plan verwirklicht wurde. Die US-Botschaft in Madrid gab am Samstag keinen Kommentar dazu ab.

Weitere Dokumente deuten an, dass Irland bei den Ermittlungen im Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche offenbar dem Druck aus dem Vatikan nachgab. Kirchenvertretern sei Immunität gewährt worden. Das Pressebüro des Vatikans wollte sich am Samstag nicht zum Inhalt der Unterlagen äußern, kritisierte die Veröffentlichung allerdings als sehr ernste Angelegenheit. Der Missbrauchsskandal hatte im einst streng katholischen Irland großes Entsetzen ausgelöst. Seit 2002 hat ein von der Regierung organisierter Entschädigungsausschuss insgesamt mehr als 800 Millionen Euro Schmerzensgeld an 13.000 Menschen ausgezahlt, die in kirchlichen Wohneinrichtungen für Kinder sexuell missbraucht wurden.

Kolumbien erwog angeblich Militäroperation in Venezuela

Brisant ist die Veröffentlichung von Geheimdokumenten auch für die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen Kolumbien und Venezuela. Aus ihnen geht hervor, dass der frühere kolumbianische Präsident Alvaro Uribe angeblich nicht davor zurückgeschreckte, seine Soldaten nach Venezuela einmarschieren zu lassen, um die Anführer der FARC-Rebellen festzunehmen. Uribe warf dem venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez mehrmals öffentlich vor, die linksradikalen Rebellen zu unterstützen und ihnen in Venezuela Unterschlupf zu gewähren. Chávez bestritt dies.

In weiteren veröffentlichten Dokumenten, die laut Wikileaks vom US-Außenministerium stammen, bezeichnen US-Diplomaten den gestürzten Präsidenten von Honduras, Manuel Zelaya, als „rebellischen Teenager“, der möglicherweise Verbindungen zum organisierten Verbrechen habe.