Am Sonnabend wurden Claudia Roth und Cem Özdemir in der Spitze der Grünen bestätigt. Am Abend votierte die Mehrheit gegen Olympia in München.

Freiburg. Gegen den Kurs der Parteispitze lehnen die Grünen die Bewerbung Münchens als Austragungsort für die Olympischen Spiele 2018 grundsätzlich ab. Die knappe Mehrheit des Bundesparteitages votierte am Sonnabendabend für einen Antrag, der die Pläne komplett in Frage stellt. Die vorliegende Bewerbung sei „ökologisch alles andere als vorbildlich“, verursache Kosten in Milliardenhöhe für den Steuerzahler, und die Arbeit der beteiligten Gremien sei völlig intransparent.

+++ Roth und Özdemir weiter an der Grünen-Spitze +++

Parteichefin Claudia Roth sitzt für den Bundesvorstand der Grünen im Kuratorium der Bewerbergesellschaft. Auf dem Parteitag rechtfertigte sie das Engagement gegen Kritik und erklärte, sie wolle in dem Gremium dafür sorgen, dass die Spiele „möglichst grün“ würden. Es verletze sie, dass einige die Haltung nun „als Verrat an den eigenen ökologischen Kriterien“ werteten.

Auch andere Befürworter der Bewerbung argumentierten, es sei wichtig mitzumischen und eigene Forderungen in die Planung einzubringen. Der Bundestagsabgeordnete Winfried Hermann sagte, die Grünen hätten bei der Mitarbeit bereits viel erreicht. Nun auszusteigen, wäre ein „Armutszeugnis“.

Die Gegner hielten dagegen, die Bewerbung sei nach grünen Gesichtspunkten ökologisch, gesellschaftlich und finanziell nicht tragbar. Die Spiele seien eine „18-Tage-Party“, für die hektarweise Land umgepflügt und Milliarden verschleudert würden. Profiteur sei das Internationale Olympische Komitee, das durch die Spiele kräftig verdiene. Das Vorhaben könne zum „nächsten 'Stuttgart 21'“ werden.

Die Grünen-Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke plädierte nach der Abstimmung dafür, den Prozess weiter kritisch zu begleiten.

München ist im Rennen, Austragungsort für die Olympischen Winterspiele 2018 zu werden. Das Internationale Olympische Komitee wählt im kommenden Juli die Gastgeberstadt. Die Mitbewerber sind Annecy in Frankreich und Pyeongchang in Südkorea. Hätte München Erfolg, wäre die Stadt die erste, die sowohl die Sommer- als auch die Winterspiele ausgetragen hat.