Obwohl die Zahl der betroffenen Menschen laut UN und Welthungerhilfe leicht zurückgegangen ist, bleibt die Lage weiter gravierend.

Rom/Berlin. Weltweit hungern heute 925 Millionen Menschen - rund 16 Prozent der Weltbevölkerung. Angesichts dieser erschreckenden Zahlen sucht der UN-Welternährungsausschuss in dieser Woche in Rom neue Wege im Kampf gegen Hunger und Unterernährung. Vertreter von Regierungen, Zivilgesellschaft und Vereinten Nationen wollen bis Sonnabend erörtern, wie die Versorgung auch in längeren Krisen verbessert und massive Preisschwankungen eingedämmt werden können. Zahlreiche Fachminister werden auf der Tagung erwartet, darunter auch Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU). Obwohl die Zahl der betroffenen Menschen laut UN und Welthungerhilfe leicht zurückgegangen ist – 2009 hungerten weltweit noch mehr als eine Milliarde -, bleibt die Lage weiter gravierend, wie die Welthungerhilfe bei der Vorstellung ihres diesjährigen Welthunger-Index am Montag in Berlin erläuterte. 2,2 Millionen Kinder sterben jährlich durch Mangel- und Unterernährung – ein Kind alle sechs Sekunden. In 29 Ländern der Erde herrscht weiterhin große Nahrungsmittelknappheit.

Besonders betroffen ist nach dem Index Afrika südlich der Sahara, vor allem die Demokratische Republik Kongo, Burundi, Eritrea und der Tschad. Die Ursachen für Hunger sehen Experten dort vor allem in Konflikten, schlechter Regierungsführung und hohen Aids-Raten. Aber auch Länder in Südasien rangieren auf der neuen Hungertabelle weit hinten, darunter vor allem Indien und Haiti. Als „erschreckend und beschämend“ bezeichnete Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe, die neuesten Zahlen zur Lage der Kinder. Demnach ist ein Drittel der Kleinkinder (195 Millionen) in Afrika und Südasien unterentwickelt, ein Viertel (129 Millionen) stark untergewichtig. Bereits in der Schwangerschaft bekommen die Mütter zu wenig Nahrung.

Während die Welthungerhilfe vom Welternährungsgipfel daher mehr Investitionen in die landwirtschaftliche Entwicklung und in die Bildung fordert, erklärte die Hilfs- und Entwicklungsorganisation Oxfam das „Land Grabbing“ von Investoren zum zentralen Thema des „Hunger-Gipfels“ in Rom. „Allein in den letzten beiden Jahren wurden 45 Millionen Hektar in armen Ländern aufgekauft“, hält Oxfam fest. Das entspreche etwa der Größe Schwedens.

Eine Grundlage für die Strategiedebatte ist der in der vergangenen Woche von der FAO und dem UN-Ernährungsprogramm (WFP) vorgelegte Welthungerbericht. Er hält fest, dass von Dauerkrisen betroffene Länder wie Afghanistan weit stärker unter Lebensmittelunsicherheit leiden als andere ärmere Staaten. Unter den insgesamt 22 genannten Krisenländern sind Kriegsregionen wie Somalia, die Republik Kongo und der Gazastreifen, aber auch das erdbebenverwüstete Haiti.

In die Arbeitswoche des neu gegründeten Ernährungsausschusses fällt am Freitag der Welternährungstag 2010. Die FAO und ihre Schwesterorganisationen WFP und IFAD stellen ihn unter das Motto „Vereint gegen Hunger“. Hauptredner wird der ruandische Präsident Paul Kagame sein, wie die FAO in Rom ankündigte.