Der britische Premierminister möchte das Verhältnis zu US-Präsident Obama nicht durch den Streit um den Ölgiganten BP belasten.

Washington. Der britische Premierminister David Cameron hat sich in Washington um eine Entspannung des Verhältnisses zu den USA bemüht, das vom Streit um den Ölgiganten BP belastet wird. Vor einem Treffen mit Präsident Barack Obama sagte Cameron, BP habe „alles notwendige“ getan, um das Leck des Ölbohrloches im Golf von Mexiko abzudichten und Entschädigungen zu zahlen. Im Sender National Public Radio trat Cameron zugleich Vorwürfen entgegen, der Energiekonzern habe im vergangenen Jahr eine Rolle bei der Freilassung des Attentäters gespielt, der wegen des Bombenanschlags auf eine US-Maschine über dem schottischen Lockerbie zu einer lebenslangen Haft verurteilt worden war.

Cameron wird bei seinem ersten Besuch als britischer Premierminister in den USA das „besondere Verhältnis“ beider Staaten aufpolieren müssen. Sowohl die von BP zu verantwortende Ölkatastrophe als auch die Freilassung des Lockerbie-Attentäters haben den Beziehungen deutliche Kratzer verpasst.

Cameron wird sich bei Obama mit Blick auf die britischen Anleger für BP starkmachen müssen. Der Konzern sieht sich wegen der Ölkatastrophe mit immensen Kosten konfrontiert, die die wirtschaftliche Substanz des Unternehmens schwächen könnten. Cameron hatte klargemacht, dass er BP verteidigen werde. Das Unternehmen müsse stark und stabil bleiben, einerseits um Schadenersatz leisten zu können und andererseits im Interesse seiner Mitarbeiter und der Pensionsfonds in beiden Ländern.

Daneben fordern US-Abgeordnete eine Untersuchung, inwieweit sich BP für eine Freilassung des libyschen Attentäters von Lockerbie eingesetzt hat. Bei dem Anschlag auf einen US-Jumbojet im Jahr 1988 waren 270 Menschen umgekommen, darunter 189 Amerikaner. BP hat eingeräumt, sich für die Freilassung des Inhaftierten eingesetzt zu haben, um ein Ölgeschäft mit Libyen zu bekommen. In die Entscheidung sei das Unternehmen aber nicht einbezogen gewesen. Cameron sagte, es habe sich um eine Regierungsentscheidung in Großbritannien gehandelt. „Es war die falsche Entscheidung. Es war nicht die Entscheidung von BP. Es war die Entscheidung schottischer Minister“.

Der zu lebenslanger Haft verurteilte libysche Geheimdienstoffizier Abdel Basset al-Megrahi war von Großbritannien im vergangenen Jahr mit der Begründung freigelassen worden, er sei sterbenskrank und habe nur noch drei Monate zu leben. Bei seiner Ankunft in Libyen, wo er immer noch lebt, wurde Megrahi als Held gefeiert. In den USA war die Freilassung scharf kritisiert worden. Unterdessen machte BP weiter Fortschritte bei der Eindämmung der Ölpest. Die unweit des defekten Bohrlochs von BPim Golf von Mexiko entdeckten Aussickerungen hätten nichts mit den Drucktests an dem Bohrloch zu tun, sagte der für die Bekämpfung der Ölpest bei der US-Küstenwache zuständige Thad Allen. Nach Unternehmensangaben haben diese eine natürlichen Ursprung.

Aus dem Bohrloch waren seit dem Untergang der Förderplattform „Deepwater Horizon“ am 20. April mutmaßlich Hunderte Millionen Liter Öl ins Meer geflossen. Vor wenigen Tagen hatte BP eine neue Kappe auf das beschädigte Förderrohr in rund 1600 Metern Tiefe aufgesetzt und diese versiegelt.