Der Revolutionsführer zeigt sich erstmals wieder in der Öffentlichkeit - und will energiesparende Glühbirnen in seinem Land fördern.

Havanna. Die kubanische Regierung hat ihre Zusage erfüllt und sieben politische Gefangene freigelassen. Die Ex-Häftlinge seien zum Flughafen gebracht worden und hätten dort ihre Familien getroffen, sagte einer der Dissidenten, Omar Ruiz. Danach flogen die Regimekritiker mit ihren Angehörigen ins Exil nach Spanien. Die katholische Kirche in Kuba hatte vergangene Woche erreicht, dass 52 politische Gefangene freikommen sollen. Dabei handelt es sich um Dissidenten, die seit einer Razzia im Jahr 2003 noch immer in Haft saßen.

Die Regierung in Madrid hat angekündigt, die Kubaner könnten Spanien nach ihrer Ankunft jederzeit wieder verlassen. Bis alle 52 Regimekritiker freigelassen sind, wird es wohl noch Monate dauern. Es wäre die größte derartige Häftlingsfreilassung seit einer Amnestie für 299 Gefangene nach einem Kuba-Besuch Papst Johannes Pauls II. 1998. Unter den Freigelassenen waren damals etwa 100 politische Gefangene.

Der 83-jährige kubanische Revolutionsführer Fidel Castro hat unterdessen sein erstes Fernsehinterview seit langem gegeben. Der frühere Präsident des Inselstaats sprach in der Talkshow „Mesa Redonda“ (“Runder Tisch“) über alle mögliche Themen – von der Gefahr eines Atomkriegs bis hin zu energiesparenden Glühbirnen. Auf die aktuelle Gefangenenfreilassung ging er aber nicht ein. Castro redete langsam, wirkte aber entspannt. Im Juli 2006 hatte sich Castro einer schweren Darmoperation unterziehen müssen, seitdem hat er sich fast vollkommen aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Das Präsidentenamt gab er an seinen Bruder Raúl weiter.

Im Jahr 2007 war ein zuvor aufgezeichnetes Kurz-Interview über Vietnam mit ihm ausgestrahlt worden. Ansonsten trat Castro nicht mehr auf. Am Wochenende hatten Fotos in den staatlichen kubanischen Zeitungen den ehemaligen Präsidenten zusammen mit Arbeitern gezeigt. Alle vorherigen Fotos zeigten ihn im Privaten – wie zuletzt im Februar, als der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva den ehemaligen Máximo Líder besuchte. Fidel Castros Gesundheit ist bereits seit vielen Jahren Gegenstand von Gerüchten. Insofern stand sein TV-Auftritt unter besonderer Aufmerksamkeit. Der Revolutionsführer war früher für zum Teil stundenlange Reden bekannt, die live übertragen wurden.