Die Weltbank hat am Montag den Favoriten von Barack Obama, Jim Yong Kim, zu ihrem neuen Präsidenten ernannt. Seine Amtszeit beginnt im Juli.

Berlin. Die Weltbank hat den US-Kandidaten Jim Yong Kim zum neuen Präsidenten ernannt. Der US-Mediziner wird die Nachfolge von Robert Zoellick antreten, der sein Amt im Sommer nach fünf Jahren abgibt, teilte die internationale Organisation am Montag in Washington mit. Er werden seine fünfjährige Amtszeit am 1. Juli antreten.

Kim ist eigentlich Arzt, verschrieb sich aber früh der Forschung und der Entwicklung des internationalen Gesundheitswesens. Als Fachmann für Tuberkulose und HIV bekleidete er wichtige Positionen in der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Kim ist US-Bürger, kam aber 1959 in Seoul in Südkorea zur Welt. Das dürfte ein Wink Obamas in Richtung Asien sein.

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Auch in Afrika wurde schon die Nominierung Kims durch Obama mit Wohlwollen aufgenommen. Der ruandische Präsident Paul Kagame nannte Kim einen „wahren Freund Afrikas“. Kim ist mit einer Kinderärztin verheiratet und hat zwei kleine Söhne. Als er fünf Jahre alt war, siedelte seine Familie in die USA über. Sein Vater war Zahnarzt und lehrte an der Universität von Iowa, seine Mutter machte ihren Doktor an derselben Hochschule im Fach Philosophie. Kim studierte in Harvard Medizin und promovierte dort gleich zweimal: 1991 in Medizin und 1993 in Anthropologie.

Er lehrte in Harvard am Lehrstuhl für Soziale Medizin, wo er sich im Jahr 2000 zum Professor habilitierte. Sein Forschungsschwerpunkt lag in der Behandlung der multiresistenten Tuberkulose, die mit normalen Antibiotika nicht behandelbar ist. Er war Mitbegründer der in Boston ansässigen Hilfsorganisation Partners in Health (PIH), deren Vorsitzender er von 1993 bis 2000 war. PIH finanzierte Behandlungen für Tuberkulosepatienten in verarmten Gemeinden in Peru, Haiti, Russland, Ruanda, Lesotho und Malawi, aber auch in den USA.

Laut Zeitschriften einer der einflussreichsten Menschen

Für die WHO war er ab 2003 federführend für das Programm „Drei bis Fünf“ verantwortlich, das drei Millionen HIV/AIDS-Patienten in Entwicklungsländern bis 2005 Zugang zu Medikamenten ermöglichen wollte. Das ehrgeizige Ziel wurde zwar nicht im vorgegebenen Zeitrahmen, letztlich aber 2007 erreicht. Bis 2009 lehrte Kim an der Harvard-Universität, dann folgte er dem Ruf als Dekan des Dartmouth College in New Hampshire. Er ist damit der erste Amerikaner mit asiatischen Wurzeln, der einer der Elite-Universitäten an der US-Ostküste vorsteht.

Das Nachrichtenmagazin „US News & World Report“ zählte Kim 2005 zu den „25 besten Führungskräften“ der USA und „TIME“ führte Kim 2006 auf der Liste der „100 einflussreichsten Menschen der Welt“. Nachdem bekannt wurde, dass Obama Kim als Kandidat benennen würde, zog der Volkswirt Jeffrey Sachs von der Columbia Universität in den USA seine Ambitionen auf den Posten an der Spitze der Weltbank zurück. „Jim Kim ist ein großartiger Kandidat für die Weltbank. Ich unterstütze ihn zu 100 Prozent“, twitterte Sachs.

Kim sagte nach seiner Wahl, als Präsident werde er sich um eine Anpassung der Weltbank in einer sich rasch verändernden Welt bemühen. „Gemeinsam mit neuen und alten Partnern werden wir eine Institution schaffen, die effektiv auf die Nöte ihrer unterschiedlichen Kunden und Geldgeber reagiert, bessere Ergebnisse bei der Unterstützung eines nachhaltigen Wachstums liefert, erwiesenermaßen erfolgreiche Lösungen der Ideologie vorzieht, die Stimmen der Entwicklungsländer stärkt und sich der Erfahrung und Expertise ihrer Mitarbeiter bedient“, sagte er.

(abendblatt.de/dapd)