Viele griechische Beamte wollen den Sparkurs der Regierung nicht hinnehmen und streiken. Nicht nur im Flugverkehr gab es deswegen Probleme.

Athen. In Griechenland weiten sich die Proteste und Streiks gegen das knallharte Sparprogramm zur Rettung des Landes vor dem Bankrott aus. Viele Staatsbedienstete legten am Dienstag die Arbeit nieder: Ministerien, Steuerämter und alle anderen Behörden waren unterbesetzt. Viele Schulen und Krankenhäuser blieben geschlossen.

Dutzende Mitglieder der griechischen kommunistischen Gewerkschaft PAME hängten am Morgen auf der Akropolis – dem Wahrzeichen Athens - zwei große Transparente auf, auf denen auf griechisch und englisch stand: „Völker Europas erhebt Euch – Peoples of Europe rise up“. Zudem forderten sie den IWF auf, „aus dem Land zu verschwinden“.

„Die Lage wird immer vulgärer“, hieß es dazu in Kommentaren im griechischen Radio. „Es kann nicht sein, dass ein Weltkulturerbe für gewerkschaftspolitische Zwecke benutzt wird“, und „die Akropolis gehört nicht nur uns, sondern der ganzen Welt“, hieß es weiter. Als ein Staatsanwalt auf die Akropolis stieg und die Demonstranten warnte, er werde „Maßnahmen treffen“, wurden die Transparente eingerollt. „Einige träumen von der proletarischen Revolution und verstehen nicht, dass das Land untergehen könnte“, hieß es in einem Kommentar des wichtigsten Nachrichtensenders.

Für den Nachmittag planen die Staatsbediensteten Demonstrationen in Athen und anderen Städten. Zu Problemen kam es auch im Luftverkehr, weil dort ebenfalls Beamte beschäftigt sind. Viele Flüge fielen aus. Es wurde jeweils nur ein Flug pro Ziel abgefertigt. Seit Montag streikt bereits die griechische Müllabfuhr.

Am Vorabend hatten bereits arbeitslose Lehrer ein Studio des Staatsfernsehens (NET) gestürmt und die Hauptnachrichtensendung aus Protest gegen den Einstellungsstopp unterbrochen. Das Fernsehen zeigte zwei Stunden lang Dokumentarfilme. Die Besetzer durften schließlich live eine Erklärung abgeben. Darin hieß es, der „Einstellungsstopp sei ungerecht“, und „der IWF soll sich vom Acker machen“. Anschließend wurde das Programm fortgesetzt.

Auch am Mittwoch soll gestreikt werden. Die Fluglotsen wollen dann den Luftraum über Griechenland zwischen Dienstag 23.00 Uhr (MESZ) und Mittwoch 23.00 Uhr (MESZ) komplett schließen. Alle Flüge von und nach Griechenland würden ausfallen, teilten die Fluglinien mit. Im Radio und Fernsehen wird es keine Nachrichten geben, weil auch Journalisten sich an dem Ausstand beteiligen.

Viele Geschäftsinhaber wollen ihre Läden am Mittwoch ebenfalls schließen. Sie warnen davor, dass die Wirtschaft mit den Sparmaßnahmen „abgewürgt“ und sie in den Ruin getrieben würden. Schon jetzt sei der Konsum stark gefallen, die Kaufkraft werde weiter sinken.

Die Regierung in Athen muss in den nächsten drei Jahren 30 Milliarden Euro sparen, um das Land mit Hilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Union (EU) vor der Pleite zu retten. Die EU und der IWF wollen den Griechen mit 110 Milliarden unter die Arme greifen. Eine der Maßnahmen ist ein Einstellungsstopp im staatlichen Bereich für mindestens drei Jahre. „Die Bürger haben Angst“, titelte die konservative Zeitung „Kathimerini“ am Dienstag.