Christine Bergmann soll sich als Missbrauchs-Beauftragte um Hilfen für Opfer kümmern. Auch ein Runder Tisch ist vom Kabinett eingesetzt worden.

Als Reaktion auf die jüngsten Skandale soll die frühere Familienministerin Christine Bergmann (SPD) neue Beauftragte der Bundesregierung für das Thema sexueller Missbrauch werden. Das beschloss das Kabinett in Berlin.

Bergmann ist 70 Jahre alt und war von 1991 bis 1998 Senatorin für Arbeit und Frauen in Berlin. Anschließend wurde sie bis 2002 Bundesfamilienministerin. Die unabhängige Beauftragte soll Vorschläge für Hilfen für Missbrauchsopfer in katholischen und anderen Einrichtungen erarbeiten.

Neben der Beauftragten hat das Kabinett auch einen Runden Tisch eingesetzt. Er soll die bekanntgewordenen Fälle aufarbeiten und weitere Fälle für die Zukunft verhindern. Das Haus von Familienministerin Kristina Schröder (CDU) soll das Gremium gemeinsam mit Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) und Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) führen.

Nach Angaben des Familienministeriums sollen am Runden Tisch insgesamt etwa 40 Teilnehmer mitwirken. Dazu zählten Vertreter von Opfern oder Opferverbänden ebenso wie die katholische Kirche, die ihre Beteiligung bereits zugesagt habe. Der Start des Runden Tischs ist für den 23. April im Familienministerium vorgesehen. Er soll sich mit „sexuellem Missbrauch in Abhängigkeits- und Machtverhältnissen in privaten und öffentlichen Einrichtungen und im familiären Bereich“ beschäftigen.

Nachdem die Missbrauchsskandale bekannt geworden waren, hatten Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger und ihre Kabinettskolleginnen Schröder und Schavan zunächst zwei Runde Tische geplant. Anfang voriger Woche verständigten sich die Beteiligten mit dem Kanzleramt auf ein einzelnes Gremium.

Trotz der neuen Maßnahmen kritisierte Grünen-Fraktionschefin Renate Künast den Umgang der Bundesregierung mit den Missbrauchsfällen. „Der Staat hat versagt“, sagte Künast im ZDF-Morgenmagazin. Umso mehr könne jetzt nicht ein Runder Tisch installiert werden, „der nur folgenlos redet.“ Sie forderte die Einsetzung einer unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle.

Künast griff auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an. Sie glaube, dass die Kanzlerin die Diskussion über Runde Tische zugelassen habe, weil sie sich nicht getraut habe, „scharfe Worte und wirklich klare Worte zu sprechen“.