Schande, Farce, Desaster - der Politik wird Versagen vorgeworfen. Auch die deutsche Regierung ist unzufrieden.

Kopenhagen. Umweltschützer, Kirchen und Globalisierungskritiker haben das faktische Scheitern des Kopenhagener Klimagipfels heftig kritisiert und der Politik Versagen vorgeworfen. Die großen Verlierer seien das Klima und die Bevölkerung der ärmsten Länder der Erde, erklärten Organisationen wie Greenpeace und BUND am Samstag. Es sei eine Bankrotterklärung der Staats- und Regierungschefs, dass am Ende der Konferenz keine ausreichenden Beschlüsse stünden. Kritik am Ergebnis übten aber auch Bundesregierung und Opposition.

Greenpeace erklärte: „Kopenhagen ist zum Symbol für Politikversagen geworden. Obwohl alle die katastrophalen Gefahren des Klimawandels anerkennen, sind die Politiker unfähig, sich gegen die Interessen ihrer Industrien durchzusetzen und entschieden dagegen anzugehen.“ Hauptverantwortlich seien die Staaten mit dem größten CO2-Ausstoß, allen voran die USA und die EU, aber auch China und Indien.

Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger erklärte, die Bemühungen um mehr Klimaschutz seien um Jahre zurückgeworfen worden. „Es wird immer unwahrscheinlicher, dass es auch künftig internationale Verpflichtungen zum Klimaschutz geben wird.“ Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sei mitverantwortlich für das schwache Ergebnis von Kopenhagen.

„Komplettversagen an politischer Führung“

Der Naturschutzbund NABU sprach von einem „Desaster“ und einem „Komplettversagen an politischer Führung“. Präsident Olaf Tschimpke erklärte: „Die besonders bedrohten Entwicklungsländer haben zu Recht eine Einigung auf Kosten ihrer Überlebenschancen abgelehnt. Wir können uns keine weiteren Verzögerungen mehr leisten.“

Etwas weniger vernichtend fiel die Kritik der Umweltorganisation WWF aus: „Gut gemeinte, aber halbherzige Zusagen, unseren Planeten vor einem gefährlichen Klimawandel zu bewahren, reichen einfach nicht“, hieß es.

Das globalisierungskritische Netzwerk Attac bezeichnete das Ergebnis als „reine Farce“. „Kopenhagen war höchstens in Bezug auf das Ausmaß seines Scheiterns ein historischer Gipfel“, erklärte Attac-Klimaexperte Chris Methmann. „Dies nun mit einem Formelkompromiss noch als Fortschritt verkaufen zu wollen, ist ein Schlag ins Gesicht der Milliarden Menschen, die unter den Folgen des Klimawandels leiden werden, ohne etwas zu seinen Ursachen beigetragen zu haben.“

Das katholische Hilfswerk Misereor erklärte, das Ergebnis sei eine „Schande für die Industrieländer und eine Katastrophe für die Menschen in den Entwicklungsländern“. Das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, sei in weite Ferne gerückt. Ähnlich äußerten sich die katholischen Bischöfe in Deutschland. „Wir sind leider kaum einen Schritt weiter, der Schöpfungsverantwortung gerecht zu werden“, erklärte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Robert Zollitsch.

Auch die Minister Röttgen und Niebel enttäuscht

Kritik kam auch aus der Politik. Bundesumweltminister Norbert Röttgen äußerte sich ernüchtert. „Das ist viel weniger als gedacht“, sagte der CDU-Politiker in Kopenhagen. „Aber das ist jetzt die Basis, die man in konkrete Politik einführen kann.“ Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) sagte der „Welt am Sonntag“, das Ergebnis sei enttäuschend. Dennoch werde die Bundesregierung an ihren klimapolitischen Zielen festhalten.

Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel gab der Bundesregierung eine Mitschuld am Scheitern. „Deutschland hat bei den Verhandlungen eine unrühmliche Rolle gespielt“, sagte der ehemalige Umweltminister der „Bild am Sonntag“. Für Grünen-Fraktionschefin Renate Künast trägt Bundeskanzlerin Merkel eine Mitschuld am „Desaster von Kopenhagen“.