Wenn junge Leute Häuser besetzen und bis weit in bürgerliche Kreise hinein nicht der Ruf nach der Polizei, sondern der nach Unterstützung laut wird, dann ist das ungewöhnlich. Wenn ein CDU-geführter Senat eine Schulreform beschließt und das bürgerliche Lager mit Leichtigkeit einen Volksentscheid darüber erzwingt, dann ist das erstaunlich.

Wenn junge Leute Häuser besetzen und bis weit in bürgerliche Kreise hinein nicht der Ruf nach der Polizei, sondern der nach Unterstützung laut wird, dann ist das ungewöhnlich. Wenn ein CDU-geführter Senat eine Schulreform beschließt und das bürgerliche Lager mit Leichtigkeit einen Volksentscheid darüber erzwingt, dann ist das erstaunlich. Und wenn sich ein Bürgermeister mit CDU-Parteibuch für soziale Erhaltungsverordnungen ausspricht, damit Investoren die Mieten nicht nach oben treiben können, dann ist das bemerkenswert. Verwundert reibt man sich die Augen und fragt: Was ist nur in dieser Stadt los?

Gängeviertel, Frappant, Schulreform, Widerstand gegen Gentrifizierung - so verschieden die jeweilige Gemengelage auch ist, eines ist überall gleich: Die Parteien spielen keine Rolle. Es sind die Bürger, die die Themen setzen und die Politiker dabei vor sich hertreiben. Die Politik, die machen sie selbst.

Und so ist es nicht nur ein Häuflein der üblichen Verdächtigen, die da heute auf die Straße gehen und für ihr "Recht auf Stadt" demonstrieren. Es ist längst ein wohlorganisiertes Netzwerk entstanden, dem Dutzende Initiativen, Verbände und Gruppen angehören. Sie protestieren eben nicht nur gegen Ikea oder gegen den Gängeviertel-Abriss oder gegen das Bernhard-Nocht-Quartier - sie demonstrieren in erster Linie eines: ihren unbedingten Willen, die Stadt, in der sie leben, mitzugestalten. Und das macht diese Entwicklung so spannend, und zwar ganz unabhängig davon, ob man ihnen in den einzelnen Punkten zustimmt oder nicht. Vor engagierten Bürgern muss niemandem bange sein.