Überraschende Entschlüsse prägten Lafontaines politisches Leben. 2005 gab er sein SPD-Parteibuch ab und wechselte 2007 zur Linken.

Berlin. Fast hätte es Oskar Lafontaine geschafft, seine Linkspartei zum ersten Mal in eine westdeutsche Landesregierung zu führen. Bei der Landtagswahl im Saarland Ende August kam die Linke auf 21,3 Prozent. Doch die Grünen im Saarland machten ihm einen Strich durch die Rechnung und gingen mit CDU und FDP ein Jamaika- Bündnis ein. Schon zuvor hatte Lafontaine Anfang Oktober überraschend seinen Verzicht auf den Fraktionsvorsitz im Bundestag erklärt. Als Rückzug aus der Politik auf Raten wollte er dies nicht verstanden wissen: Er werde sich künftig auf die Aufgabe des Parteivorsitzenden konzentrieren.

Für die Persönlichkeit Lafontaine sind überraschende Entschlüsse nichts Ungewöhnliches. Als er noch in der SPD war, fiel 1995 seine Entscheidung, auf dem Mannheimer Parteitag gegen den damaligen Vorsitzenden Rudolf Scharping zu putschen, angeblich über Nacht. Im März 1999 kam sein Rücktritt als SPD-Chef und Bundesfinanzminister - im Zerwürfnis mit dem damaligen Kanzler Gerhard Schröder (SPD) – auch für sein engstes politisches Umfeld überraschend. Der charismatische Vollblutpolitiker verschwand von der Bühne – nach jahrzehntelangem Einsatz für die Politik der SPD, was ihn als Kanzlerkandidat im Wahlkampf 1990 nach einem Attentat fast das Leben gekostet hätte. Die meisten Sozialdemokraten haben Lafontaine nie verziehen, dass er sie so unvorbereitet verließ.

2005 kam er zurück. Nach fast 40 Jahren gab er sein SPD-Parteibuch ab, half bei der Verschmelzung von WASG und PDS zur Linken, deren Vorsitzender er 2007 wurde. Lafontaine spricht vor allem Arbeitslose, sozial Schwache und Rentner an und kann enttäuschte Sozialdemokraten an seine neue Partei binden. Ohne Lafontaine hätte die Linke wohl nicht so schnell Fuß gefasst im Westen. Aber manche Mitglieder haben auch ihre Probleme mit seinem Führungsstil. Bei allem Humor und erfolgreichen Einsatz für die Sache kann Lafontaine autoritär, selbstbezogen, zynisch und arrogant wirken.

Am 16. September ist er 66 Jahre alt geworden. Auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene hat er etliche Spitzenämter ausgefüllt. Im Saarland, wo er von 1985 bis 1998 bereits SPD-Regierungschef war, trat der in Saarlouis geborene Lafontaine bei der Landtagswahl Ende August als Kandidat für das Ministerpräsidentenamt an. Der Vater zweier Söhne hat sein Bundestagsmandat behalten und ist auch Fraktionsvorsitzender der Linken im saarländischen Landtag.