Viele Armenier haben die Geräueltaten, die ihrem volk durch türken angetan wurden, nicht vergessen. Doch jetzt stehen die Zeichen auf Aussöhnung.

Hamburg. Erst vor gut einem Jahr hat die Annäherung von Türken und Armeniern begonnen. Als erster türkischer Staatspräsident besuchte Abdullah Gül im September 2008 die armenische Hauptstadt Eriwan. Nach monatelangen Verhandlungen einigten sich die verfeindeten Nachbarstaaten im April 2009 auf einen Fahrplan zur Normalisierung ihrer Beziehungen.

Die diplomatische Eiszeit hatte 1993 begonnen, als die Beziehungen wegen des Konflikts zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Region Berg-Karabach abgebrochen wurden. Die Türkei hatte sich damals an die Seite Aserbaidschans gestellt. Doch das Verhältnis zwischen Armeniern und Türken war schon zuvor ausgesprochen kühl. Grund war die Vertreibung von bis zu zwei Millionen Armeniern im Osmanischen Reich während des Ersten Weltkrieges. Im Osmanischen Reich lebten gegen Ende des 19. Jahrhunderts bis zu 2,5 Millionen Armenier.

Heute sind sie im Nachfolgestaat Türkei nur noch eine kleine Minderheit. Nach armenischen Angaben und Zahlen des Zentrums gegen Vertreibungen in Wiesbaden starben bei den Deportationen 1915/16 rund 1,5 Millionen Menschen. Die Türkei geht von etwa 200000 Toten aus. Die Vertreibung wurde damit begründet, dass die christlichen Armenier an der Seite des Kriegsgegners gestanden hätten. Die Gräueltaten haben mehr als ein Dutzend Staaten als Völkermord gewertet. Die Türkei weist diese Bezeichnung entschieden zurück.

Von einer Annäherung dürften beide Länder profitieren. Für Armenien würden sich mit einer Öffnung der Grenze zur Türkei neue Handelsrouten nach Westen öffnen. Türkische Exporte nach Russland müssten dann nicht mehr zeitraubende Umwege über Georgien machen.