Seit Ende Juli ist der Frachter “Arctic Sea“ wie vom Erdboden verschluckt. Inzwischen fahnden sogar Kriegsschiffe nach dem Frachter.

Moskau. Wo ist die "Arctic Sea"? Die russische Marine hat die Suche nach dem verschollenen Frachter und seiner russischen Besatzung fortgesetzt. Zwei Kriegsschiffe fahnden im Atlantik nach dem Schiff, das seit Ende Juli spurlos verschwunden ist. Russlands Präsident Dmitri Medwedew hatte am Mittwoch Verteidigungsminister Anatoli Serdjukow beauftragt, alles in Bewegung zu setzen, um den Frachter „wiederzufinden und – wenn nötig – zu befreien“.

Das auf Malta registrierte Schiff hatte am 28. Juli Funkkontakt mit der britischen Küstenwache in Dover, um den Ärmelkanal zu passieren, und sollte am 4. August in der algerischen Küstenstadt Béjaia eintreffen, um eine Ladung Holz (Wert 1,3 Millionen Euro) abzuliefern. Über das letzte Lebenszeichen gibt es unterschiedliche Angaben. Zunächst hieß es, die "Arctic Sea" sei noch einmal am 29. Juli vor der Küste Portugals auf dem Radar gesehen worden. Die portugiesischen Schifffahrtsbehörden erklärten jedoch, der Frachter befinde sich nicht in ihrem Hoheitsbereich. Nach anderen Angaben gab das elektronische Identifizierungssystem des Schiffes das letzte Signal in der Nacht auf den 30. Juli vor der Nordwestküste Frankreichs ab. Was danach mit dem Schiff und der 15-köpfigen russischen Besatzung passierte, ist jedenfalls unklar.

Nach Angaben der britischen Küstenwache könnte sich das Schiff in der Gewalt von Piraten befinden. Sollte sich dies als richtig erweisen, wäre es das erste Mal, dass moderne Piraten in europäischen Gewässern zuschlugen. Ungeklärt ist zudem, was sich vor dem Verschwinden des Frachters an Bord der "Arctic Sea" abspielte. Interpol informierte die britischen Behörden darüber, dass der Frachter am 24. Juli in schwedischen Gewässern von maskierten Männern geentert wurde. Der bewaffneten Gruppe war es gelungen, an Bord zu kommen, weil sie sich als Drogenfahnder ausgegeben hatte. Nach Angaben der Reederei brachten die Männer das Schiff in der Ostsee für 12 Stunden in ihre Gewalt, verließen es aber anschließend wieder.

Nicht nur die britische Küstenwache steht vor einem Rätsel. Beim Funkkontakt Ende Juli erschien nichts verdächtig, wie Sprecher Mark Clark sagte. „Es kann aber gut sein, dass ein Mitglied der Besatzung bei dem Kontakt von einem Entführer eine Waffe an den Kopf gehalten bekam. Wer weiß das schon?“