Nun stehen die Kandiaten für die Berliner Wahl am 18. September fest: Künast gegen Wowereit. abendblatt.de startet den Vergleich.

Berlin. Der Wahlkampf in Berlin kann beginnen: Nachdem die Grünen schon im November Renate Künast und die CDU vor sechs Tagen Frank Henkel zu ihrem Spitzenkandidaten gekürt haben, ist nun auch Klaus Wowereit offiziell im Rennen um die Abgeordnetenhauswahl am 18. September. Die mehr als 200 Delegierten der Berliner SPD nominierten den Regierenden Bürgermeister am Freitag in der Hauptstadt geschlossen zur Nummer 1. Wowereit versprach, gemeinsam „für ein hervorragendes Ergebnis für die SPD zu arbeiten“. Die SPD schloss damit als letzte der Berliner Parteien ihre Wahlvorbereitungen ab.

Das Rennen um den Posten des Regierenden Bürgermeisters wird sich Umfragen zufolge zwischen Amtsinhaber Klaus Wowereit (SPD) und der Grünen-Bundestagsfraktionschefin Renate Künast entscheiden. Mit den beiden treten zwei politische Schwergewichte gegeneinander an. Abendblatt.de wagt den Vergleich: Wofür stehen sie politisch?

- WOWEREIT: Soziale Gerechtigkeit und Integration sind die Themen des stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden. Dabei kämpft der 57-Jährige für Chancengleichheit in der Bildung ebenso wie für Aufstiegschancen für Hartz-IV-Empfänger oder Zuwanderer oder die Anerkennung von Schwulen. Hauptgegner sind die Rechtsextremisten.

- KÜNAST: Gerechtigkeit, Bildung und ein Umsteuern hin zu einem Wirtschaften ohne Ressourcenverbrauch stehen für die 54-Jährige im Fokus. Kitas und Schulen müssen nach ihren Vorstellungen so gestärkt werden, dass gleiche Bildungschancen entstehen. Als frühere Verbraucherministerin sind ihr die Konsumenten-Rechte wichtig. Künast betont die Rolle der EU in diesen Fragen. Wie wahlkampftauglich sind sie?

- WOWEREIT: Der einstige SPD-Senkrechtstarter ist ein Wahlkampfprofi. Seine Stärke liegt in seinem lockeren Kontakt zu den Bürgern – er gilt als Regierungschef zum Anfassen. Der gebürtige Berliner kann ebenso gut mit dem Wissenschaftler wie dem Künstler oder der Rentnerin plaudern.

- KÜNAST: Im Bundestagswahlkampf zeigte sie auf den Marktplätzen der Republik, wie sie im Rekordtempo von Alltagsthemen zur Beschwörung einer ökologischen Wende kommt – und dabei auch Leute jenseits der eigenen Klientel anzieht. Gutes Benehmen gehört für sie dazu, einfaches Formulieren nicht immer. Was sind ihre Stärken?

- WOWEREIT: Der soziale Aufsteiger (unehelicher Sohn einer Putzfrau) hat ein Gespür für Stimmungen und Themen. Auf Parteitagen oder bei Veranstaltungen kann der eingefleischte Sozialdemokrat mitreißen und begeistern. Zugleich gilt er als knallharter Machtpolitiker, der Mehrheiten organisieren kann.

- KÜNAST: Als Sozialarbeiterin, Anwältin, Fraktionsvorsitzende in Berlin, Parteichefin, Agrarministerin und Fraktionschefin im Bundestag hat Künast Erfolge und Niederlagen erfahren. Sie denkt und spricht schnell und kann auf die Sorgen der Menschen mit einer Mischung aus Pragmatismus und Idealismus eingehen. Was sind ihre Schwächen?

- WOWEREIT: Der langjährige Regierungschef (seit 2001) hat seinen Popularitätsvorsprung bei den Berlinern ein Stück aufgebraucht. Er gilt als teils lustlos und amtsmüde, ohne Visionen für die Stadt und als launisch. Unter Parteifreunden und im Senat ist seine Beratungsresistenz gefürchtet.

- KÜNAST: Auch sie ist alles andere als ein neues Gesicht – schon 1985 wurde sie Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses. Die Juristin erscheint manchmal eher sachlich und routiniert als herzlich. Dass sie bisweilen ziemlich ungeduldig und ehrgeizig wirkt, machte sie in der Vergangenheit auch bei manchen Parteifreunden suspekt.