Der Erfinder der Rente mit 67 kritisiert auch die Gewerkschaften. Franz Müntefering prangert Unternehmen an, die Ältere rausdrängten.

Berlin. Der frühere Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD), 71, hat die deutsche Wirtschaft aufgefordert, mehr Jobs für ältere Menschen zu schaffen. Weder Gewerkschaften noch Industrie hätten sich bislang ausreichend für solche Arbeitnehmer engagiert. In vielen Personalabteilungen herrsche noch immer die Devise vor: „Möglichst viele früh raus“, kritisierte der SPD-Politiker. Müntefering sitzt noch immer im Bundestag, hat aber keine führende Position mehr in der Partei. Angesichts des in den nächsten Jahren immer größer werdenden Fachkräftemangels sei es unverzichtbar, vorhandene Potenziale auf dem Arbeitsmarkt besser zu nutzen, sagte Müntefering bei einem Forum der Zeitschrift „Berliner Republik“. In seiner Amtszeit als Arbeitsminister hatte Müntefering die in seiner Partei heftig umstrittene Rente mit 67 durchgesetzt. Derzeit leitet er für die SPD-Fraktion eine Arbeitsgruppe zum demografischen Wandel.

Neben mehr Arbeitsplätze für Ältere müssten die Unqualifizierten qualifiziert werden. Als „Schande für das ganze Land“ bezeichnete es Müntefering, dass immer noch 60.000 junge Menschen pro Jahr die Schule ohne Abschluss verließen. Mit einem großen gesellschaftlichen Kraftakt müssten auch die 1,5 Millionen Ungelernten zwischen 20 und 29 Jahren für den Arbeitsmarkt qualifiziert werden. Müntefering sagte: „Zuwanderung brauchen wir auch, gezielter als bisher. Aber Zuwanderung aus dem globalen Arbeitsmarkt darf für Deutschland kein Alibi sein, die Möglichkeiten im eigenen Land versauern zu lassen, weil das billiger ist.“ (dpa)